Schwenken wir nun wieder auf die Softwareseite: Auf welche neuen Funktionen dürfen sich denn die Anwenderinnen und Anwender der TGA-Planungssoftware DDScad in Zukunft freuen?
Schmidt: Im Elektrobereich wird es zur kommenden Version 19 unter anderem möglich sein, Kabel mit automatisch platzierten Sammelhaltern zu verlegen. Hierbei wird der Füllungsgrad der Komponenten angezeigt. Außerdem lassen sich Problemstellen im Projekt zukünftig direkt in BIMx kennzeichnen, um die anderen Baubeteiligten darauf hinzuweisen. Dies vereinfacht das Issue Management in BIM-Projekten. Mittelfristig dürfen sich die Anwender auf eine Artikeldatenbank mit neuer Technologie freuen, die es ermöglichen wird, Produkte von Drittherstellern in einer Open-BIM-Umgebung für die eigene Planung zu nutzen und Prozesse deutlich flexibler zu gestalten.
In unseren Editionen „Integrale Planung“ – in diversen Fachbeiträgen und Reportagen – macht sich Graphi-soft Building Systems (ehemals DDS) schon seit Jahren stark für den, nun schon mehrfach erwähnten, Open-BIM-Ansatz. Wie kommt die Verbreitung des Open-BIM-Gedankens in Deutschland aus Ihrer Sicht voran? Wo „hakt“ es?
Clajus: Es hat sich schon viel zum Positiven verändert! Vor drei bis fünf Jahren gab es immer noch Bedenken, dass Closed BIM kommt. Diese Sorgen sind mittlerweile verflogen. Open BIM ist bis zur Leistungsphase 5 selbstverständlich geworden. Der größte Knackpunkt für Open BIM ist nun die Leistungsphase 8. Beim Wechsel zu den ausführenden Gewerken geht es nämlich oftmals wieder in Closed BIM zurück. Dennoch ist der Open-BIM-Ansatz mittlerweile sehr gefestigt. Dies nicht zuletzt auch, weil die Software-Welt immer größer wird: Am Anfang haben wir nur in den „großen Disziplinen“ TGA, Architektur und Statik gedacht. Heute sind Befestigungssysteme, Brandschutz und vieles mehr mit dabei. Das alles geht nur mit Open BIM.
Gestatten Sie mir an dieser Stelle nochmals einen schnellen Blick nach hinten: Während der Corona-Pandemie hörten wir alle viel davon, dass die Pandemie ein „Booster“ sei in Sachen Digitalisierung der Branche. Haben die Planungs- und Ingenieurbüros tatsächlich mehr in ihre digitalen Prozesse und entsprechende Werkzeuge investiert? Wie lauten Ihre Erfahrungen?
Clajus: Nein, ich habe nicht den Eindruck. Die Unternehmen, die die BIM-Methodik verstanden haben und dann aufgrund von Corona ins Home-Office mussten, sind relativ schnell wieder zurück ins normale Büroleben gekommen. Denn ein wichtiges Thema der BIM-Methodik ist und bleibt die Kommunikation. Diese funktioniert über Videocalls und Mails eben nicht so einfach und effektiv, wie die direkte Kommunikation am „runden Tisch“.
Die Menschen wollen sich sehen, miteinander sprechen, sich austauschen und Probleme direkt miteinander lösen. Oder anders ausgedrückt: Statt sich einfach genervt aus einem Videocall auszuloggen, geht man im persönlichen Dialog eher einen Kompromiss ein und kann mit einem Handschlag auseinandergehen. Genau das ist der Ansatz der BIM-Methodik.
Apropos „Planungsbüros“: „einfach BIM“, ein relativ junger Zusammenschluss von BIM-Vorreitern, möchte dazu beitragen, die digitale Arbeitsmethode als Planungsstandard zu etablieren (https://tga.li/NvTV). Zu diesem Zweck hat das Bündnis zahlreiche praxiserprobte Wissensbausteine – darunter standardisierte BIM-Workflows – erarbeitet. Graphisoft Building Systems ist dabei als Verbundmitglied beteiligt. Können Sie uns mehr dazu verraten?
Clajus: Auf der BIM World 2018 kam das Planungsbüro WPW Leipzig GmbH auf mich zu und wir haben uns über Erfahrungen mit Open BIM ausgetauscht. WPW hatte damals eine Anfrage des Helmholtz-Zentrums, die mit der BIM-Methodik arbeiten wollten. Daraufhin haben wir uns direkt zusammengesetzt und sind die ersten Workflows und Anwendungsfälle durchgegangen, um die Umsetzbarkeit der BIM-Methodik in so einem Umfeld, wie es das Helmholtz-Zentrum in Dresden-Rossendorf aufweist, zu prüfen. Das waren die Anfänge und ersten Erkenntnisse, die wir dann teilen wollten. Daraus ist „einfach BIM“ entstanden – und es wird immer größer!