BIM

Gebäudetechnik als Strukturgeber im integralen Planungsprozess

Donnerstag, 13.07.2023

Nach Auswertung (ausführlich in [1]) auf Basis der in der Ausschreibung kommunizierten Bewertungskriterien wurden drei besonders qualifizierte Teams eingeladen und nach Briefing zur (pauschal vergüteten) Erarbeitung detaillierter Gutachten aufgefordert. Die Bewerber waren gebeten, Aussagen zum Team, der Qualifikation, zu Qualifizierungsmaßnahmen, zur Qualitätssicherung und zur technischen Ausstattung vorzulegen, sowie eine Kostenschätzung und ein Honorarangebot auszuarbeiten, Flächen- und Rauminhalte anzugeben, die Erfüllung der vorgegebenen Nutzungsprozesse zu kommentieren und Angaben zum Erfüllungsgrad der Nachhaltigkeitszertifizierung zu geben. Kernaspekt des Gutachtens stellten die jeweils auszuarbeitenden Vorkonzepte und Konzepte dar, die untereinander abzustimmen waren. Ein abgestimmtes Trassenkonzept dient hierbei zur Darstellung der technischen Erschließung; das Segment-/Achsenkonzept regelt aus Sicht der TGA und insbesondere der Gebäudeautomation die technische und funktionale Segmentierung des Gebäudes, aus Sicht der Nutzung das Raumkonzept sowie aus Sicht des Tragwerks das Achsraster.

Die Bieter waren damit aufgefordert, bereits vor Beginn der Planung in einem gewerkeübergreifenden Dialog konkrete Abstimmungsprozesse zu führen und das Ergebnis dieser Abstimmungsprozesse in den Vorkonzepten darzulegen. Die Vorkonzepte wurden nach Planungsbeginn zu Konzepten ausgearbeitet, deren Fertigstellung und Freigabe eine Voraussetzung für den Start von Leistungsphase 3 darstellte. So wurde beispielsweise über die Einführung eines neuen Fertigstellungsgrades für die TGA (LoC) vorgeschrieben [5], frühzeitig in einem zunächst sehr groben geometrischen Modell die Kollisionsfreiheit zwischen Haupttragwerk und TGA-Trassenkonzept (nur grobe Volumenkörper der Trassen, keine Rohrleitungen) im geometrischen Modellentwicklungsgrad LoG 1 nachzuweisen.

Die Entwurfsleistung der Architektur bestand unter anderem darin, die komplexen, sich gegenseitig teils beeinflussenden gewerkeübergreifenden Vorgaben und Nutzungsanforderungen im Raumprogramm in eine aussagekräftige Formensprache zu übersetzen. So entstand ein „frühes BIM-Modell“ als Ergebnis eines integralen Abstimmungsprozesses und planerischer Koordination mit den anderen Konzepten.

Wichtige Strukturgeber im integralen Planungsprozess.
Quelle: Viega
Wichtige Strukturgeber im integralen Planungsprozess.

Wichtige Strukturgeber im integralen Planungsprozess

Unabhängig von der Frage, welche Rolle für die Koordination von Planung und Ausführung jeweils zuständig ist, sind Aspekte voneinander zu unterscheiden, die zu verschiedenen Zeitpunkten strukturgebend für die Entwicklung eines Projektes sind. So ist es die Aufgabe der Architektur, Nutzeranforderungen aus einem Raumprogramm in eine individuell gestaltete Formensprache zu übersetzen und technisch-funktional umzusetzen. Entscheidender Strukturgeber vor Beginn dieser Planung ist jedoch zunächst eine solide Bedarfsplanung (DIN 18205) [6]. Diese mündet in ein Lastenheft, das Ziele, Bedarfe und Nutzungsprozesse vollständig beschreibt (Abb. 4, gelbe Kurve). Die Betriebs- und Nutzungsphase (Abb. 4, grüne Kurve) bestimmt den Bedarf entsprechend mit.

Wichtigster Strukturgeber während der folgenden Planungsphase (Vorplanung und Entwurfsplanung) ist die Technische Gebäudeausrüstung. Diese stellt das mit Abstand komplexeste Gewerk dar. So sind in einem gewerkeübergreifenden Dialog (Abb. 4, gelbe Kurve) auf Basis von Nutzungsprozessen und Energiekonzept grundlegende Abhängigkeiten, die Verortung von Nutz- und Nebenflächen, die Anordnung von Trassen und Schächten, die Definition von Versorgungsbereichen sowie die Verortung von Technikzentralen und Brandabschnitten zu klären und mit Architektur und Tragwerk abzustimmen. Sind diese Fragestellungen geklärt, so sind auch die meisten Projektfragen geklärt.

Mit dem Vorliegen abgestimmter Konzepte kann der Modellaufbau beginnen (Abb. 4, hellgraue Linie). Die konzeptbasierte Vorgehensweise liefert zudem die Voraussetzung für die räumliche Modellpartitionierung nach ISO 19650 [3] (bzw. VDI 3814 [7] aus Sicht der Automation), indem verschiedene Informationscontainer wie Räume, Bereiche, Trassen usw. definiert sind, die nun in einem höheren geometrischen und informationstechnischen Modellentwicklungsgrad ausdetailliert werden. Grundlegende Abstimmungsprozesse zwischen Trassen und Tragwerk finden in dieser Phase vorzugsweise nicht mehr statt, diese Abstimmung war Gegenstand der vorgenannten Konzepte. In der Phase der Bauausführung sind es dann Prozesse der Logistik (Abb. 4, graue Kurve), in der Betriebs- und Nutzungsphase Prozesse des CAFM (Abb. 4, dunkelgraue Linie), die als Strukturgeber identifiziert werden können.

Weiterführende Informationen: https://www.viega.de/de/homepage.html

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