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Nachhaltigkeit

Die grüne Klimaanlage

Dienstag, 02.08.2022

Das Bild zeigt die Türme.
Quelle: Genath
Bosco Verticale, Mailand, Italien. Die grünen Zwillingstürme sind 80 und 110 m hoch und mit mehreren Tausend Bäumen und Sträuchern bepflanzt, die durch ein Bewässerungssystem mit Nutzwasser der Hausbewohner versorgt werden.

Direkte und indirekte Förderung

Was wird wie gefördert? Kommunen unterstützen direkt und indirekt. Indirekt beteiligen sie sich finanziell an Begrünungsmaßnahmen durch Senkung der Abwasserkosten. Die Gebühren für die Einleitung des Regenwassers richten sich nach dem Versiegelungsgrad auf dem Grundstück. Gründächer leisten keinen oder nur einen geringen Beitrag zum Abfluss des Niederschlags, folglich fließen sie nur anteilig in die Bemessung der Abwassergebühren ein. Bei intensiven Dachbegrünungen beträgt der Wasserrückhalt je nach Bepflanzung bis 99 % bei einer Speicherfähigkeit bis 160 l/m2. Extensive Substrate halten zwischen 75 – 90 % des Niederschlags fest.

Darüber hinaus bezuschussen Städte und Gemeinden auch direkt. Düsseldorf zum Beispiel ist eine Verbesserung des Wohn- und Stadtklimas 40 Euro/m2 wert, maximal 50 % der tatsächlichen Ausgaben. Das Förderprogramm bezieht sich ausschließlich auf Begrünungsmaßnahmen im Bestand und richtet sich an private Eigentümer sowie an Klein- und Mittelstandsbetriebe. Sie, die Begrünungsmaßnahmen am Neubau, erfassen in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens seit Juni 2020 die Bebauungspläne, wie in anderen in- und ausländischen Städten auch. Sobald eine Obergrenze von 0,6 GRZ und 1,6 GFZ überschritten wird, müssen in der Stadt am Rhein Flachdächer intensiv bepflanzt werden. GRZ gibt den Flächenanteil eines Grundstücks an, der überbaut werden darf, GFZ das Verhältnis der Summe der Geschossflächen zur Grundstücksfläche.

Wien und Paris

In Wien gilt seit 2018 eine ähnliche Bestimmung für Gebäudehöhen von 7,5 bis 26 m. Bei solchen Objekten muss es mindestens auf ein Fünftel der Außenflächen grünen. In Paris, ein drittes Beispiel, unterzeichneten auf Betreiben von Bürgermeisterin Anne Hidalgo private Bauherren, Unternehmen und die Stadt selbst die „Objectif 100 ha“, eine Verpflichtung, im größeren Stil Grünflächen an und auf Objekten zu realisieren.

Das Deutsche Architekturmuseum DAM in Frankfurt hat die Ausstellung 2020 konzipiert und mit Unterstützung des Museums der Baukultur Nordrhein-Westfalen sowie in Kooperation mit der Stadt Düsseldorf, dem BLB Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW und ingenhoven architects gestaltet. Ingenhoven hat das derzeit größte begrünte Gebäude Europas, den Kö-Bogen II, entworfen. Das Begrünungskonzept von Kö-Bogen II hatten die Firmen Jakob Leonhardts Söhne GmbH, Wuppertal, und Benning Dachbegrünung, Münster, umgesetzt.

Die Ausstellung „Einfach grün. Greening the City“ wollte Architekten, Stadtentwicklern, TGA-Planern und Anlagenbauern Anregungen geben beziehungsweise sie in eine Denkrichtung stoßen, die mit dem Klimawandel mehr und mehr Relevanz erhält. Wie das Stadt- und Innenraumklima ohne Energieaufwand erträglich machen? Die momentanen Fakten stehen sich ja gegenläufig gegenüber: Einerseits steigt der Energiebedarf. Denn um dem sich abzeichnenden Klimawandel mit einer Temperaturerhöhung von bereits 1,2 °C zu begegnen, bedarf es zukünftig im Haus zur Heizenergie sehr viel mehr Kühlenergie.

Wassermanagement eine der Aufgaben

Nun lässt sich demgegenüber der Klimawandel nur mit einer Reduzierung des Energieverbrauchs einbremsen. Ausschließlich dick gedämmte Büro- und Geschäftshäuser genügen indes nicht mehr den Ansprüchen. Sie sorgen nicht für eine passable Luft in den Einkaufszentren, fungieren nicht als Verschattungselemente im erweiterten Sinn, also Elemente zur Luftkonditionierung, die das Stadtklima aufenthaltstauglich machen. Diese Aufgabe übernimmt die Bepflanzung.

Welche Lösungen bieten sich für eine Innen- und Außenluftkonditionierung ohne Energieverbrauch an? Wie be-rechnet sich der Wärmebedarf bei bepflanzten Flachdächern und begrünten Fassaden? Welche Raumtemperaturen gelten? Wie sieht die Be- und Entwässerung aus, also das Wassermanagement? Mit diesen komplexen Fragen wird sich auch das SHK-Gewerk beschäftigen müssen.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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