BIM

BIM: Die bessere Methode für AVA?

Freitag, 08.07.2022

Ausschreibungsunterlagen schnell und fehlerfrei digital erstellen? Die BIM-Planung verspricht auch in diesem Bereich grundlegende Verbesserungen.

Das Bild zeigt einen Querschnitt.
Quelle: Graphisoft Building Systems/KAISER AMM
Für das 7-geschossige Wohngebäude in Nürnberg wurden Elektroplanung und AVA nach der BIM-Methode erstellt.

Das Büro KAISER-AMM hat für die Planung von Gebäudetechnik einen BIM-Prozess implementiert, der auch den Bereich der Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (AVA) umfasst. Mit der TGA-Planungssoftware „DDScad“ von Graphisoft Building Systems und dem AVA-Werkzeug „California“ von GW Software hat es seinen Prozess für die Planung der Elektrotechnik nun erstmalig in einem großen Wohngebäude mit 73 Wohneinheiten von den ersten Schritten bis zur Ausschreibung angewandt. Diese Situation kennen Fachplaner nur zu gut: Der Bauherr hatte diverse Änderungswünsche, das Architekturbüro benötigte etwas länger für den Entwurf – und schon bleibt für die Ausführungsplanung in Leistungsphase 5 (LPH) und die Erstellung der Leistungsverzeichnisse in LPH 6 erheblich weniger Zeit als vorgesehen. Schnell entstehen Fehler bei der manuellen Umsetzung, selbst bei akribischer Arbeitsweise. Bisher war es kaum möglich, solche Arbeiten in frühere Leistungsphasen vorzuziehen. In der Planung nach der BIM-Methode werden die vorhandenen Zeitfenster für die Elektroplanung jedoch grundlegend anders genutzt, so dass zeitlichen Engpässen vorgebeugt wird. Insgesamt verschiebt sich der Schwerpunkt der ausführlichen Gewerkeplanung, zum Beispiel der Elektrotechnik, im BIM-Prozess von LPH 5 an den Projektbeginn – in die LPH 2 und 3. Diese neue Struktur nutzt das Planungsbüro zum eigenen Vorteil.

Beim Neubau der siebengeschossigen Wohnanlage mit Tiefgarage in der Züricher Straße in Nürnberg hat KAI-SER-AMM die Planung mit einem digitalen Gebäudemodell bereits in diesen frühen Phasen erstellt und konnte so seine Bearbeitungszeiten im Projektverlauf besser einteilen. In dem Gebäudemodell sind auch die relevanten Informationen zu Bauteilen enthalten, die für Kostenschätzungen und Leistungsverzeichnisse genutzt werden.

Das Bild zeigt ein Programm.
Quelle: Graphisoft Building Systems/KAISER AMM
Im digitalen Gebäudemodell der TGA-Planungssoftware „DDScad“ sind zahlreiche Bauteilinformationen hinterlegt, die von der AVA-Software unter anderem zum Anlegen der Leistungsverzeichnisse genutzt werden.

Zeitersparnis durch Automatisierung

KAISER-AMM realisiert die Planung der Elektrotechnik mit dem OPEN-BIM-Planungswerkzeug „DDScad“, die Kostenermittlung und Ausschreibung erfolgen mit „California“. Die TGA-Planer erarbeiten den digitalen Planungsentwurf, exportieren das komplette Gebäudemodell in einer IFC-Datei und importieren es in das AVA-Programm, wo ein kaufmännisches Gebäudemodell erzeugt wird. Mit den Bauteilinformationen und Mengenangaben aus dem Gebäudemodell erstellt „California“ die benötigten Ausschreibungsunterlagen automatisch nach den Vorgaben der DIN 276. „Zwei Mitarbeiter hätten nach der herkömmlichen Methode drei Wochen benötigt, um die Leistungsverzeichnisse für ein Projekt von der Größenordnung der Wohnanlage Züricher Straße zu erstellen. Mit der digitalen BIM-Planung erledigt das heute ein Mitarbeiter in 35 Minuten. Das Einlesen eines Modells dauert mit unserer IT-Ausstattung 25 Minuten, das automatische Berechnen der Leistungsverzeichnisse nimmt etwa zehn Minuten in Anspruch“, sagt Peter Kaiser, Geschäftsführer von KAISER-AMM. Durch die BIM-Planung entsteht also für die Elektroplaner eine erhebliche Zeitersparnis in LPH 6, weil das detaillierte digitale Gebäudemodell mit den für das Leistungsverzeichnis benötigten Daten bereits zuvor erarbeitet worden ist und diese nur noch exportiert werden müssen.

Das Bild zeigt das AVA-Programm „California“.
Quelle: Graphisoft Building Systems/KAISER AMM
Im AVA-Programm „California“ lassen sich aus den Informationen der aus „DDScad“ exportierten IFC-Datei das Raum- und Gebäudebuch sowie bepreiste Leistungsverzeichnisse erstellen.

Kosten besser im Griff

Planer sind verpflichtet, die in der LPH 2 und 3 erstellten Kosten- und Budgetangaben einzuhalten. In der konventionellen Planung enthält dies immer auch ein Risiko, weil zum Zeitpunkt der Kalkulation die Elektroplanung noch nicht vollständig ausgearbeitet ist und regelmäßig mit Pauschalen gearbeitet wird. In der BIM-Planung für den Neubau der Wohnanlage Züricher Straße lagen durch den hohen Detailgrad des digitalen Gebäudemodells und die intelligenten Prüfmechanismen des TGA-Planungswerkzeugs jedoch früh präzise und belastbare Daten schon für die Kostenschätzung und -berechnung vor. „Die Preise kommen aus dem DIN-Standardleistungsbuch Bau. Damit können wir Baukosten aktuell und ortsspezifisch hinterlegen”, erläutert Peter Kaiser.

Galerie

  • Für das 7-geschossige Wohngebäude in Nürnberg wurden Elektroplanung und AVA nach der BIM-Methode erstellt.
  • Im digitalen Gebäudemodell der TGA-Planungssoftware „DDScad“ sind zahlreiche Bauteilinformationen hinterlegt, die von der AVA-Software unter anderem zum Anlegen der Leistungsverzeichnisse genutzt werden.
  • Im AVA-Programm „California“ lassen sich aus den Informationen der aus „DDScad“ exportierten IFC-Datei das Raum- und Gebäudebuch sowie bepreiste Leistungsverzeichnisse erstellen.
  • Bauteile können im Leistungsverzeichnis der AVA-Software ausgewählt und mit detaillierten Informationen direkt im digitalen Gebäudemodell angezeigt werden.
  • Peter Kaiser ist Geschäftsführer der KAISER-AMM TGA-Planung 4.0 und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger.
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