TGA

Wenn Integrale Planung zum Tagesgeschäft wird

Mittwoch, 28.08.2019

Heinz-Josef Rehms, Geschäftsführer der Rehms Gruppe, gibt Praxis-Einblicke.

Ein Mann sitzt an einem Tisch.
Quelle: Rehms Building Technology, Borken

Heinz-Josef Rehms, Geschäftsführer der Rehms Gruppe mit Sitz in Borken, führt eine Unternehmensgruppe mit über 900 Mitarbeitern und zurzeit neun Tochterfirmen. Die Rehms Gruppe versteht sich als Full-Service-Anbieter im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA).

Skizzieren Sie uns doch bitte kurz, was wir uns unter der Rehms Gruppe vorzustellen haben? Für was steht Rehms und wie ist das Unternehmen strukturiert?

Die Rehms Gruppe hat ihren Firmensitz in Borken und versteht sich als Komplett-Anbieter im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA). Und mit "komplett" meinen wir tatsächlich "komplett", denn wir erbringen alle erforderlichen TGA-Leistungen: Von Heizung, Lüftung, Sanitär über Kältetechnik bis hin zu Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie Stark- und Schwachstromanlagen. Diesen Anforderungen stellen wir uns mit über 900 Mitarbeitern und aktuell neun Tochterunternehmen. All unsere Leistungen führen wir außerdem mit unseren eigenen Mitarbeitern aus, auf deren Qualifikationen wir sehr bedacht sind und die wir regelmäßig in unserer hausinternen Rehms Akademie weiterbilden.

Jedes Bauvorhaben – egal in welchem Regelprozess sich dieses befindet – kann also von Rehms professionell begleitet werden. Dabei betreuen wir den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie – also von der Planung über die Ausführung bis hin zu Service und Wartung. Dabei ist es uns wichtig, unsere Auftraggeber bereits während der Projektentwicklung durch unsere eigenen Ingenieurbüros zu begleiten, um frühzeitig auf den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie Einfluss nehmen zu können.

Augenscheinlich sucht Rehms nun verstärkt die öffentliche Wahrnehmung. Welche Motivation steckt dahinter? Was sind die mittel- und langfristigen Zielsetzungen von Rehms?

Wir sind in den letzten Jahren unglaublich stark gewachsen und haben uns von einem Einzel-Handwerksunternehmen zu einer starken Gruppe entwickelt. Dabei ist die Rehms Gruppe primär durch ihre handwerklichen Leistungen positiv "aufgefallen". Oder anders ausgedrückt: Wir haben einfach unseren Job gut gemacht. Doch auch wenn die Auftragsbücher bisher immer voll waren, vor dem Hintergrund einer in den nächsten Jahren zu erwartenden Abkühlung des Wirtschaftswachstums ist es einfach unerlässlich, sich in Zukunft verstärkt bundesweit zu orientieren und das Neukundengeschäft entsprechend auszubauen. Da reicht eine regionale Performance – mag sie noch so stark sein – nicht mehr aus.

Auf der anderen Seite ist für uns natürlich in diesem Kontext auch das Thema "Recruiting" relevant. Wir bieten potentiellen Mitarbeitern ein interessantes Aufgabenfeld und spannende Herausforderungen in einer wachsenden Unternehmensgruppe. Diese öffentliche Botschaft einer attraktiven Arbeitgebermarke ist unerlässlich, um auch in Zukunft kompetente Fachkräfte für Rehms gewinnen zu können.

Beleuchteter Hauptsitz der Rehms Gruppe von außen.
Quelle: Rehms Building Technology, Borken
Die Rehms Gruppe erbringt alle erforderlichen TGA-Leistungen: Von Heizung, Lüftung, Sanitär über Kältetechnik bis hin zu Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie Stark- und Schwachstromanlagen. Die unternehmenseigene Rehms Akademie ist dabei ein wichtiger Leistungsfaktor.

Auch wenn sich Rehms als Komplettdienstleister in der TGA bezeichnet, gibt es sicherlich besondere Leistungsstärken. Welche Kompetenzen in Ihrem Portfolio würden Sie hervorheben?

Wir erneuern und perfektionieren unser Leistungsprofil kontinuierlich. So verfügen wir beispielsweise seit 2015 über eine eigene Schaltschrankbaufertigung. Inzwischen hat sich daraus eine eigene Abteilung entwickelt, welche Schaltschränke komplett aufbaut, bestückt und auf der Baustelle installiert. Das bietet in der TGA-Branche ansonsten kein anderer Marktpartner an.

Auch eine eigene Vorfertigungswerkstatt können wir vorweisen: Hier werden unter anderem Bäder vorgerüstet und dann beispielsweise in Studentenwohnheimen oder Hotelketten installiert. Also überall dort, wo normierte Raumgrößen in hoher Stückzahl gefordert sind. Dadurch ergeben sich natürlich erheblich kürzere Ausführungszeiten für den Auftraggeber. Wobei wir uns in der Vorfertigung ganz bewusst nicht nur auf Bäder konzentrieren, sondern auch Installationsschächte, Armaturengruppen, Heizungs- und Kälteverteileraufbauten oder sogar komplette Heiz- und Kältezentralen zu unserem Vorfertigungsspektrum gehören.

Paletten mit sich im Aufbau befindenden Regeleinheiten.
Quelle: Rehms Building Technology, Borken
Auch eine eigene Vorfertigungswerkstatt kann die Rehms Gruppe vorweisen: Hier werden unter anderem Regeleinheiten für Heiz- und Kühldecken erstellt. Dadurch ergeben sich erheblich kürzere Ausführungszeiten für den Auftraggeber.

Weitere Spezialbereiche bei Rehms sind eine intelligente IT- und Datensicherheit für die inzwischen sehr komplexen TGA-Steuerungssysteme, ebenso haben wir eine intelligente Beleuchtungssteuerung entwickelt, die den Einfluss von Lichtfarben abhängig vom Tagesverlauf regelt.

Eines unserer Alleinstellungsmerkmale ist außerdem, dass wir unseren Kunden die gesamte Technische Gebäudeausrüstung anbieten und somit auch den kompletten Planungsprozess begleiten können. Bei uns wird also nicht – so wie sonst zumeist üblich – jedes Gewerk eigenständig entwickelt. Stattdessen bieten wir ein einheitliches Gesamtkonzept an, mit dem wir gewerkeübergreifend den gesamten Ausführungsprozess begleiten können.

Welche Anforderungen werden heute vom Markt an einen TGA-Komplettdienstleister gestellt? Und wie stellt sich Rehms diesen Erwartungen?

Von einem TGA-Komplettdienstleister wird erwartet, dass die Schnittstellen der einzelnen TGA-Gewerke überwunden werden und die Erstellung der Arbeitsleistung als Gesamtwerk wahrgenommen wird. Sozusagen "Integrale Planung" in Reinkultur. Dabei dürfen natürlich die Interessen des Auftraggebers zu keinem Zeitpunkt des Projektes aus den Augen verloren werden. Dazu gehört auch, dass Unstimmigkeiten im Bauablauf die Gesamtkonzeption nicht stören dürfen. Durch den von der Rehms Gruppe konzipierten Wertschöpfungsprozess, von der Planung über die Ausführung der TGA-Gewerke bis hin zum Wartungs- und Servicebereich, begleiten wir den Bauherrn bereits während der Projektierungsphase und können hier jederzeit rechtzeitig auf kostenintensive technische Ausführungen hinweisen und diese im Sinne des Investors entschärfen. Durch eine gewerkeübergreifende Gesamtbetrachtung können wir alle technischen Gewerke steuerungstechnisch zusammenzufassen und damit mögliche störende Wechselwirkungen in der Errichtung der Einzelgewerke ausschließen.

Welche aktuellen Trends sehen Sie in der TGA? Und wie stellen Sie sich diesen Herausforderungen?

Zum einen sehe ich die Digitalisierung sowie das Internet of Things (IoT) als großen Trend in der TGA-Branche. Sogenannte Smart Buildings mit einer intelligenten Vernetzung und Steuerung werden immer wichtiger und sind gefragter denn je. Zum anderen spielen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle: In diesem Bereich haben wir energieeffiziente Heiz- und Kühlsysteme entwickelt, welche in das Gesamt-TGA-Konzept eingebunden werden. Dies ist durch die Realisierung eines abgestimmten Regel- und Steuerungssystems in Abhängigkeit vom Gebäude-Nutzungskonzept möglich. Auch das Thema Sicherheit erfährt immer mehr Aufmerksamkeit, wir entwickeln in diesem Bereich beispielsweise Brandschutzlösungen und Einbruchmeldeanlagen. Als weiterer Trend in der TGA-Branche ist das modulare Bauen zu verzeichnen, wodurch sowohl der Zeit- als auch der Kostenaufwand erheblich minimiert werden können. In diesem Zusammenhang kommen die von mir bereits erwähnte Vorfertigungsstraße ebenso wie eine eigene Schaltschrankbaufertigung besonders zum Tragen.

Ein Mann kniet vor einem geöffneten Schaltschrank.
Quelle: Rehms Building Technology, Borken
Bereits seit 2015 verfügt die Rehms Gruppe über eine eigene Schaltschrankbaufertigung. Daraus hat sich mittlerweile eine eigene Abteilung entwickelt, welche Schaltschränke komplett aufbaut, bestückt, installiert und den Service übernimmt. Im Bild: Ein Schalt- bzw. Steuerungsschrank für ein öffentliches Hallenbad.

Ein Bauprojekt endet bekanntermaßen nicht mit der Schlüsselübergabe an den Bauherrn. Welche Bedeutung hat für Sie der Wartungs- und Serviceaspekt?

Für uns ein enorm wichtiger Leistungsaspekt: Denn wir beobachten seit vielen Jahren, dass dieses Thema in der Praxis leider von vielen Dienstleistern – egal ob Handwerksunternehmen oder Komplettanbieter – vernachlässigt wird. Für uns dagegen ist es selbstverständlich, dass wir als Rehms Gruppe auch nach Bauabschluss weiterhin der Ansprechpartner für Wartung und Service bleiben. Um diesem Anspruch auch voll und ganz gerecht zu werden, sind wir gerade dabei, eine eigene flächendeckende Wartungsgesellschaft aufzubauen, damit wir über unsere Niederlassungen jederzeit und flexibel nah am Kunden sein können. !PAGEBREAK()PAGEBREAK!

Auch die Anforderungen an die technisch-handwerklichen Ausführungsarbeiten im TGA-Bereich wachsen kontinuierlich – Stichworte wie Digitalisierung, BIM oder ökologische Effizienz seien hier beispielhaft genannt. Was unternimmt Rehms, um den Ausbildungsstand seiner Mitarbeiter zu optimieren?

Bereits in der Vergangenheit haben wir uns stets um die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter bemüht. Dabei sehen wir insbesondere die Jugend als Zukunft unseres Unternehmens. Unsere etwa 900 Mitarbeiter werden regelmäßig in unserer hauseigenen Rehms Akademie geschult. Dabei hat unsere Akademie ein ganz klares Ziel: Die Mitarbeiter der Rehms Gruppe sollen für die anspruchsvollen Anforderungen unserer Kunden sensibilisiert und geschult werden. Weil für uns im Praxisalltag nur die jeweils besten Lösungen in Frage kommen, arbeiten wir in der Akademie herstellerunabhängig. Wir bieten unter anderem Arbeitssicherheitsschulungen, Hubarbeitsbühnenschulungen oder Gabelstaplerschulungen an. Und das ist nur ein Bruchteil unseres Angebots. Mit der Rehms Akademie haben wir deshalb ein Leuchtturm-Projekt geschaffen.

Natürlich muss der Ausbildungsstand auch bei allen Rehms Tochterunternehmen gleich sein. Durch unser Intranet können wir Webinare anbieten, an denen dann jeder Mitarbeiter teilnehmen kann. Derzeit entwickeln wir außerdem Einzelseminare für diejenigen Mitarbeiter, die eine höhere Lohnstufe erreichen wollen, die also beispielsweise vom Monteur zum Obermonteur aufsteigen möchten. Wichtig ist mir dabei, dass das Schulungsprogramm auf unsere Mitarbeiter und unseren Bedarf zugeschnitten ist. Also steht eher die Frage im Vordergrund: Welche Unterstützung braucht ein Projektleiter oder Bauleiter, um sein Tagesgeschäft effizient zu erledigen? Ich denke hier an sehr praxisbezogene Unterstützungen, beispielsweise: "Wie lese ich eine Ausführungszeichnung richtig?" oder "Wie erstelle ich ein Aufmaß?". Zudem unterstützen wir unsere Mitarbeiter bei ihrer Weiterbildung durch finanzielle Förderprogramme, wie zum Beispiel Stipendien, bei der Ausbildung zum Meister oder Techniker, Weiterbildung in kaufmännischen Berufen oder auch bei dualen Studiengängen.

Die Zahl der Komplettanbieter für TGA-Dienstleistungen hat sich in den letzten Jahren doch erheblich gesteigert. Bewerten Sie das als einen sich manifestierenden Trend in der Branche? Inwieweit könnte sich dadurch das Bild der TGA-Branche nachhaltig ändern?

Ich persönlich denke, es wird immer Unternehmen geben, die sich auf bestimmte Bereiche spezialisieren. Die Rehms Gruppe entwickelt sich jedoch schon seit mehreren Jahren entgegen diesem Trend: Wir spezialisieren uns nicht, sondern stellen uns bewusst mit einem breit gefächerten Leistungsprofil auf. Dabei sind wir eines der wenigen Unternehmen, die tatsächlich alle Gewerke unter einem Dach vereinen. Wir sind als Rehms Gruppe der Ansprechpartner für alle Bereiche, weil wir uns in allen Gewerken "wohlfühlen". Viele große Unternehmen scheitern in dieser Branche. Mit kleineren, leistungsfähigen Betrieben, die in einer großen Gruppe zu Hause sind, kann man dagegen schnell auf die Marktentwicklungen reagieren. Aus unserer Sicht kann man nur in einer solchen Konstellation auf die individuellen Wünsche der Kunden schnell, flexibel und kompetent reagieren.

Zum Schluss noch eine Frage, die uns als Fachzeitschrift Integrale Planung natürlich interessiert: Was verstehen Sie eigentlich unter dem Begriff "Integrale Planung"?

Unter Integraler Planung verstehe ich Projekte, die trotz ihrer hohen Komplexität ohne große Reibungsverluste ablaufen und dadurch natürlich wirtschaftlich äußerst effizient sind. Dafür müssen Planungsbüros, ausführende Unternehmen und Auftraggeber optimal miteinander kommunizieren, Informationen aktiv untereinander austauschen und dadurch ihre Transparenz erhöhen. Nur so können die notwendigen Synergieeffekte herausgearbeitet werden. Auch mögliche Konflikte untereinander und zwischen den Gewerken können frühzeitig erkannt und bestenfalls sogar komplett vermieden werden.

Dabei hilft uns insbesondere das BIM-System – die technologische Innovation in der Baubranche –, die Zukunft mitzugestalten und damit kosteneffektives Bauen in der TGA-Branche überhaupt erst zu ermöglichen. Dies haben wir übrigens schon frühzeitig erkannt, weshalb unsere Mitarbeiter bereits seit 2014 kontinuierlich in der BIM-Methodik geschult werden. In der Auftragsvergabe war dies oft ein entscheidender Leistungspunkt, der für die Rehms Gruppe sprach.

Herr Rehms, wir danken Ihnen für dieses sehr aufschlussreiche Gespräch!

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