Das Haus ist gerichtet

Mittwoch, 11.12.2019

Fensterfront, in der sich Zahlen spiegeln.
Quelle: https://de.fotolia.com/

"Mit BIM werden die meisten [konzeptionellen] Anstrengungen in die Planungsphase eines Projekts vorverlagert […]. Im Wesentlichen ermöglicht das Wiederverwenden von Prozessen und Objekten erhebliche Lerneffekte." Derartig starke Sätze sind in der immer noch aktuellen Roland-Berger-Studie über den Wendepunkt in der Bauindustrie und den disruptiven Einfluss von Building Information Modeling (BIM) nachzulesen (1). In einem Punkt der Analyse allerdings irrt die Studie, denn BIM wird dort als "Emerging Implementation" verortet, als eine Methodologie, die gerade im Begriff ist, in der Praxis Einzug zu halten. Wir indes wissen es besser, denn der Siegeszug von BIM hat bereits in den 1990er-Jahren in der deutschen Automobilindustrie begonnen (2).

Denn schon früh hatte man erkannt, dass es zielführend ist, sich auf einen Standard bei CAD zu einigen, um Planungsdaten durchgängig nutzbar zu machen. So wurden 1997 die Eckdaten für die Bearbeitung nach BIM festgelegt. Wichtig ist dabei, festzuhalten, dass es sich nicht nur um 3D-Modellierung oder ein spezifisches CAD-Tool handelt, sondern um eine End-to-End-Planungsmethode zur Prozessoptimierung während der gesamten Planungs- und Ausführungsphase einer Industrieanlage. Alle am Projekt Beteiligten können mit einem CAD-System (3) arbeiten, denn man einigte sich auf einen "kleinsten" gemeinsamen Nenner: Es wird ohne jede Art von Datenbank gearbeitet, und die Daten werden vom "ersten Strich" an im CAD-System als Geometrie mit zugehörigen Sachdaten abgelegt.

Ein wesentlicher Vorteil dabei ist der schnelle Einstieg für jeden Partner – ohne langwierige Einrichtung des Systems und der Projektdatenbank – sowie der unkomplizierte Austausch von Daten. Die Projektarbeit wurde weiterhin sehr vereinfacht durch den Einsatz einer digitalen Umgebung, über die jedem die Kataloge und relevanten Richtlinien digital zur Verfügung stehen. Grundlegende Einstellungen bezogen auf das jeweilige Unternehmen sind im System hinterlegt und der Planer kann sich auf seine wesentlichen Aufgaben konzentrieren – manuelle Einstellungen von Farben, Ebenen und Strichstärken sind damit unnötig. Bei einem Medium, das zum Beispiel durch eine Rohrleitung strömen soll, sind auch nur jene Materialien sichtbar, die verwendet werden können. Die Fehlerquote wird so auf ein Minimum reduziert, und das Planungsergebnis ist richtlinenkonform. Die zugrunde liegenden Methoden wurden Schritt für Schritt ausgebaut und decken heute ein weitgehend umfassendes Spektrum der Fabrikplanung und der technischen Gebäudeausrüstung bis hin zur Industrieanlagenplanung ab.

Verbesserungspotenzial in den ersten Planungsschritten

Natürlich sind wir bei BIM erst auf halber Strecke eines viel versprechenden Weges, denn es gibt noch an vielen Stellen die Möglichkeit, Abläufe zu verbessern. Der Wunsch nach einem einfach zu bedienenden Werkzeug für die Konzepterstellung wird von vielen geäußert, und diesem Wunsch wird VenturisIT in den nächsten Monaten entsprechen. Das Tool wird es möglich machen, im ersten Schritt mit einem Stift schnell und einfach auf einem Tablet-PC einen Entwurf zu erstellen, der bereits mit einer BIM-Methodik konform ist.

Zwei Männer knien vor einer Wand mit vielen Logos und zeigen mit dem Finger auf das Logo von Venturis IT.
Quelle: Venturis
VenturisIT war als Aussteller bei der BIM World 2019 in München dabei.

Offener Datenaustausch

In der technischen Gebäudeausrüstung sind wir mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem aus unterschiedlichen CAD-Systemen Daten einschließlich ihrer Attribute (intelligent) übernommen werden. Dazu ist im ersten Schritt eine Analyse der zu übertragenden Daten durch den Systemanbieter notwendig. Ist die Anpassung des Zielsystems erfolgt, ist nach dem Datentransfer nicht mehr feststellbar, aus welchem CAD-System die Daten ursprünglich stammen.

Was also ist unsere Empfehlung? Bewährte Richtlinien, etwa aus der Automobilindustrie, einfach übernehmen und an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Dies hat ein bekannter Premiumhersteller für Hausgeräte getan – er erstellt nun seine komplette Fabrikdokumentation in Anlehnung an den BIM-Standard der deutschen Automobilindustrie. Unsere Empfehlung ist eine deutliche Absage an Angebote, die langwierige Beratungsdienstleistungen für die Befüllung von Datenbanken vorsehen. Auch die Einstellung eines BIM-Managers kann man sich getrost sparen, denn im geeigneten CAD-System ist die BIM-Methodik bereits hinterlegt, und nach der Anpassung kann die Planung unmittelbar beginnen.

- Dr. Bernhard Valnion

(1) "Turning point for the construction industry – The disruptive impact of Building Information Modeling (BIM)", Focus, Roland Berger, September 2017, München

(2) "Unleashing the hidden potential", innovation project EPC 4.0, final report, Duesseldorf, Munich, Erlangen 2019, www.epc40.com

(3) venturisit.de/de/produkte-3d-cad/bentley-basis-cad/microstation

Weiterführende Informationen: https://venturisit.de

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