Green Factory 2.0: Produktions- und Bürogebäude ist fast energieautark

Donnerstag, 07.09.2017

In Ungerhausen im Unterallgäu entsteht das größte nahezu energieautarke Produktions- und Bürogebäude der Welt: Auf einer Fläche von 18.000 m2 baut die Alois Müller Gruppe ihre neue Green Factory 2.0.

Die Green Factory 2.0 wird beinahe ausschließlich über eine 1,1 MW-Photovoltaikanlage mit regenerativer Sonnenenergie versorgt. In der Fabrik, die bereits im Frühjahr 2018 in Betrieb genommen werden soll und deren Bau von der Europäischen Union finanziell gefördert wird, fertigt die Alois Müller GmbH in Zukunft hauptsächlich Energiemodulsysteme und weitere versorgungstechnische Komponenten des Anlagenbaus wie zum Beispiel Rohrleitungssysteme aus Stahl und Edelstahl.

"Wir haben vor fünf Jahren die erste Green Factory gebaut, um den Grad der Vorfertigung zu steigern, weil wir dadurch die Prozesssicherheit verbessern und unseren Kunden eine deutlich höhere Qualität anbieten können. Diese Strategie ist voll aufgegangen und wir müssen jetzt den nächsten Schritt machen, wenn wir diesen Wachstumsmarkt auch in Zukunft bedienen möchten. Dazu müssen wir selbst weiter wachsen und laufend in modernste Technologien investieren", erklärt Andreas Müller, Geschäftsführer der Alois Müller GmbH.

Andreas Müller beim Spatenstich.
Quelle: Sabrina Deininger/Alois Müller
Spatenstich der Green Factory 2.0 in Ungerhausen.

Der Blick geht dabei in zwei Richtungen: Auf der einen Seite will Müller der Industrie am eigenen Beispiel vorleben, wie sich nachhaltige, ressourcenschonende Produktionsumgebungen in der Praxis realisieren lassen. "Für viele Unternehmen wird es in Zukunft darum gehen, dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung und Photovoltaikanlagen miteinander zu kombinieren, damit sie den PV-Strom bestmöglich selbst nutzen können. Das ist die neue Art der Nachhaltigkeit, die sich in den kommenden Jahren in der Industrie durchsetzen wird. Unser Konzept der Green Factory geht da bereits zu 100 Prozent auf. Wenn jede Fabrik auf der Welt eine Green Factory wäre, hätten wir die Energiewende längst abgeschlossen", so Müller.

Auf der anderen Seite positioniert sich die Alois Müller Gruppe mit der Neuinvestition auch als innovativer Arbeitgeber mit Top-Arbeitsbedingungen. "Wir arbeiten als Dienstleister für das Who-is-Who der deutschen Wirtschaft. Dafür brauchen wir die besten Arbeitnehmer. Und die bekommen wir nur, wenn wir ihnen die besten Arbeitsbedingungen bieten", so Müller.

So wird das Büro- und Verwaltungsgebäude wie ein Campus gestaltet und mit modernen Schulungsräumen und einer Kantine für die Mitarbeiter ausgestattet. Besonderer Fokus liegt dabei auch auf der Ausbildung des Nachwuchses: Die Produktionshalle ist gleichzeitig auch Ausbildungshalle.

Im Zuge der Erweiterung der Green Factory wird der gesamte Anlagenbau der Alois Müller GmbH stückweise von Memmingen nach Ungerhausen verlegt. Lärm- und verkehrsintensive Arbeiten werden so an die Autobahn verlagert. Die Hauptverwaltung der Alois Müller GmbH sowie die Schwerpunkte "Engineering" und "Service" bleiben weiterhin am Standort in Memmingen.

Andreas Müller bei der Vorstellung des Green Factory-Projekts.
Quelle: Sabrina Deininger/Alois Müller
Andreas Müller, Geschäftsführer der Alois Müller Gruppe, bei der Vorstellung des Green Factory-Projekts.

Erstellt wird die neue Green Factory 2.0 der Alois Müller Gruppe von der ebenfalls in Memmingen ansässigen Josef Hebel GmbH & Co. Bauunternehmung als Teilschlüsselfertigbau, die technische Gebäudeausstattung übernehmen die Spezialisten von Alois Müller komplett in Eigenregie.

Die Green Factory 2.0

Die neue Green Factory 2.0 ist besonders nachhaltig, denn die Produktions- und Bürogebäude können nahezu energieautark betrieben werden. Eine rund 10.000 m2 große Photovoltaikanlage mit einer Leistung von insgesamt 1,1 MW versorgt die grüne Fabrik mit 90 Prozent der benötigten Energie für Strom, Kälte, Wärme und Druckluft. Die letzten zehn Prozent deckt ein Blockheizkraftwerk (BHKW) ab. Die Energiekosten und der CO2-Ausstoß sinken damit auf Null. Integriert in das Energiekonzept ist auch eine 200- kW-Pelletheizanlage.

Herzstück der "Green Factory 2.0" ist die neue Energiezentrale, in der das gesamte Energiemanagement des Werks in Ungerhausen gesteuert wird.

Die Energiezentrale der Green Factory von außen.
Quelle: Marco Lambart/Alois Müller
Herzstück für das optimierte Energiemanagement der Green Factory bleibt die bereits bestehende Energiezentrale.

Das ausgeklügelte Energiemanagementsystem kommt von der E-Con AG, Spezialisten für Energieconsulting und -contracting. Nicht nur die Alois Müller GmbH, sondern das gesamte Gewerbegebiet Ungerhausen profitiert vom Konzept der Green Factory. Überschüssige Kälte- und Wärmeenergie geht in ein gemeinsames Netz, so werden die benachbarten Firmen gleich mitversorgt. Erzeugter Strom, der in der Green Factory nicht benötigt wird, wird in das allgemeine Stromnetz eingespeist und vergütet.

Ein intelligentes Stromnetz überwacht laufend den Stromverbrauch der Maschinen und steuert die Einschaltzeiten der Anlagen so, dass Belastungsspitzen vermieden werden. Damit die Green Factory und ihre Maschinen zu jeder Zeit zuverlässig mit Energie versorgt werden, wurden große Pufferspeicher installiert. In ihnen wird Energie für Wärme, Kälte und Druckluft sowie Strom gespeichert. Bei Bedarf fließen diese "Reserven" dann in das Energie-Netz der Green Factory, zum Beispiel bei besonders hoher Produktionsbelastung oder an Tagen, an denen die Sonne nicht scheint.

Bei der technische Gebäudeausstattung (TGA) setzt die Alois Müller Gruppe in der Green Factory 2.0 voll auf digitale Wartung und Instandhaltung. Sämtliche Anlagen sind mit so genannten intelligenten Sensoren ausgestattet, die im Falle eines Falles Störungen automatisch melden. Durch die Vernetzung der gesamten Anlagentechnik können Störungen zentral behoben, sämtliche Parameter verändert und Wartungsabläufe vollautomatisch gestartet werden. Alle Daten werden digital präzise und vollständig erfasst und können sofort weiterverarbeitet werden.

Eine Illustration des Rohbaus der Green Factory.
Quelle: Josef Hebel für Alois Müller
Illustration des Rohbaus.

"In unserer Energie- und Management-Zentrale haben wir alle Prozesse im Griff. Durch die volldigitale Gebäudetechnologie verkürzen sich Reaktions- und Ausfallzeiten. Und je eher man auf Probleme reagieren kann, desto geringer ist das Schadens- und Kostenrisiko", erklärt Andreas Müller. Nicht nur in der eigenen Green Factory, sondern vor allem auch bei Kunden aus der Industrie sei dieser so genannten Smart-Maintenance-Ansatz von elemantarer Bedeutung im Facility Management.

Auch beim Thema "Mobilität" setzt die Alois Müller GmbH auf Nachhaltigkeit. Auf dem Firmengelände in Ungerhausen entstehen insgesamt acht Ladestationen für Elektrofahrzeuge, die von jedermann frei genutzt werden können. Zwei davon sind so genannte Schnell-Charger mit jeweils 120 kWh, die den Akku eines E-Fahrzeugs innerhalb von 20 Minuten wieder aufladen.

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