BIM

BIM in der Praxis

Mit der gewerkeübergreifenden Planung durchstarten

Freitag, 30.09.2016

Building Information Modeling (BIM) steht für eine Arbeitsweise, deren zentraler Bestandteil ein Disziplinen übergreifender integraler Planungsprozess aller am Bau Beteiligten ist. Den liNear-Anwendern wird das Konzept hinter BIM nicht fremd sein, denn die Softwarelösungen des Herstellers bieten bereits seit über 20 Jahren die Möglichkeit der gewerkeübergreifenden Planung.

Im Prinzip geht es um die Vorteile eines kollaborativen Arbeitsablaufs, mit den Zielen der durchgängigen Nutzung eines Gebäudemodells in der Fachplanung und der besseren Koordination aller Gewerke über eine transparente und kosteneffektivere Planung.

Noch immer besteht die Kunst des Erfolgs beim Bauen darin, die Planung und alle Tätigkeiten auf der Baustelle möglichst reibungslos ablaufen zu lassen. Je besser Planungsbüros, Subunternehmer und Ausführer miteinander kommunizieren und Informationen aktiver untereinander austauschen, umso mehr Synergieeffekte können entstehen. Somit hat die BIM-konforme Arbeitsweise das Potential – gerade in der gewerkeübergreifenden Planung der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) – als technologische Innovation in der Baubranche das moderne Planen und kosteneffektive Bauen zu revolutionieren. Durch eine koordinierte Planung von Anfang an kommt es zu weniger kostspieligen Überraschungen während des Baufortschritts, was zu mehr Planungssicherheit bei Terminen und Kosten führt.

Mit dem Vorstoß von Bundesverkehrsminister Alexander ­Dobrindt (CSU), das Building Information Modeling ab 2017 stufenweise in öffentliche Bauprozesse zu integrieren, wird eine der zentralen Empfehlungen der Reformkommission Großprojekte umgesetzt. Der Einsatz der BIM-konformen ­Arbeitsweise wird als zentrales Mittel zur Vermeidung von Kosten- und Zeitüberschreitungen eingesetzt und soll vor allem bei Großprojekten für Planungssicherheit sorgen. Auch bei der Vergabe wird BIM, ähnlich wie bereits im Ausland, zukünftig eine große Rolle spielen. Der Stufenplan sieht eine Vorbe­reitungsphase ab Mitte 2017 vor. Hierbei stehen unter anderem Maßnahmen der Standardisierung, der Aus- und Weiterbildung, der Klärung recht­licher Fragen, wie auch die Entwicklung von BIM-Leitfäden für ein effektives Vorgehen beim Planen und Bauen im Fokus.

Ab 2020 soll dann auf breiter Front die Etablierung der BIM-konformen Arbeitsweise erreicht sein. Nicht nur Großprojekte profitieren von einem interdisziplinären Planungsprozess von Anfang an, da die Vorteile in allen Projekten die Planung effektiver und damit kostengünstiger gestalten können. Denn notwendige Änderungen werden in späteren Planungsphasen oder gar während des Baufortschritts immer kostenintensiver. „Es gibt immer einen, der es billiger macht... Wir setzen auf Qualität, die sich nachhaltig bezahlbar macht. Seit 2003 setzen wir liNear erfolgreich zur Projektrealisierung ein. Durch die Komplettierung der Rohrnetze für ‚Revit‘ können wir die BIM-Welt aktiv umsetzen und Kunden von den Vorteilen des gesamten Planungsprozesses profitieren lassen“ (Katja Wierlemann, Geschäftsführung KSC). Besondere Herausforderungen, wie zum Beispiel die komplexe gewerkeübergreifende Planung einer Technikzentrale auf engstem Raum, lassen sich häufig nur noch durch eine Planung aller Gewerke in einem gemeinsamen 3D-Anlagenmodell und Kollisionsprüfung realisieren. Ähnlich wie der Schritt vom Zeichenbrett zum CAD kann BIM eine technische Veränderung der gesamten Branche einleiten.

Grafik eines Sprinters vor einer 3D Gebäudefront
Quelle: liNear
liNear startet mit der gewerkeübergreifenden Planung durch - und das bereits seit 20 Jahren.

Veränderung in der Baubranche

Ist man mit Veränderungen im Hinblick auf die eigene Arbeitsweise konfrontiert, dann ist man zunächst bestrebt, bei seinen bewährten Methoden zu bleiben. Veränderungen verlangen, dass man eigene Arbeitsressourcen zur Reflektion und Aneignung neuer Arbeitswege einsetzt und diese Zeit gegebenenfalls von laufenden Projekten abziehen muss. Der Lohn dieser Mühen sollte dementsprechend lukrativ sein. Ansonsten scheut man das Risiko des Neuen und den zeitlichen Aufwand.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der BIM-konformen Arbeitsweise liegt in der Bereitschaft aller Projektbeteiligten zur Zusammenarbeit auf Augenhöhe. So können alle von der Architektur über die Tragwerksplanung und der technischen Gebäudeausrüstung gemeinsam von der gesteigerten Planungsqualität profitieren. „Erst wenn man wirklich verstanden hat, dass man es nicht alleine kann, ist man imstande, sich weiter zu entwickeln. So kommt ein optimaler Prozess in Gang und ein optimales Ergebnis für den Auftraggeber wird möglich. […] Dadurch kann die Teamleistung mehr sein als die bloße Summe der Einzel­leistungen“ (Patrick van den Bogaard, Senior Projectmanager van aken architecten).

Anhand von Beispielen aus der Praxis der gewerkeübergreifenden Planung wird im Folgenden die BIM-konforme Arbeitsweise analysiert und Herausforderungen wie auch Potentiale im Planungsprozess näher betrachtet. Am Ende entscheidet der Planer über den Mehrwert beim Einsatz der neuen Methoden in Projekten. Dass die BIM-konforme Arbeitsweise ein geeignetes Mittel sein kann, zeigen bereits viele erfolgreiche Projekte im Ausland. Auch in Deutschland profitieren Planungsbüros von der gewerkeübergreifenden Planung beziehungsweise von BIM.

Wie von BIM profitieren?

BIM wird häufig einfach als Synonym für ein 3D-Gebäudemodell verstanden. Dabei ist es vielmehr eine kooperative Arbeitsmethodik und steht unter anderem auch für eine ganzheitliche Informationsressource aller am Bau Beteiligten. Neben einem gemeinsamen 3D-Modell gehören beispielsweise auch Schemata, 2D-Zeichnungen, Tabellenkalkulationen, Beschaffungsdatenbanken, technische Daten in Dokumenten, Bauunterlagen, Kennzeichnungen, Bewilligungs- und Prüfprotokolle, Baustellenfotos sowie Wartungsinformationen und Betriebsanweisungen zum Grundgedanken von BIM. Schließlich geht es um die „inneren Werte“ des Gebäudes, weswegen der Fokus im Folgenden auf die technische Gebäudeausrüstung gelegt wird.

Seit Einführung der EDV in der TGA vor über 20 Jahren diskutiert man Ansätze, die heute unter der Bezeichnung BIM durch leistungsfähigere Hard- und Software praxistauglich werden. liNear hat bei der Entwicklung der Softwarelösungen für die TGA-Branche zukunftsorientiert auf CAD-Plattformunabhängigkeit gesetzt und frühzeitig entschieden, dass der Berechnungskern der Rohrnetzberechnungen auf verschiedenen CAD-Plattformen einsetzbar sein soll, und zwar ohne dabei auf externe Schnittstellen zu setzen (Bild 2).

Funktionsschema komplexer gebäudetechnischer Berechnungen
Quelle: liNear
Mit den liNear-Analyse-Modulen können alle TGA-Gewerke in jeder Planungsphase/Planungsart ohne Schnittstelle direkt auf den drei CAD-Plattformen mit identischer Bedienung berechnet werden.

Ob nun das bewährte „AutoCAD“, das moderne „Revit“ oder die integrierte CAD-Lösung „liNear CADinside“ (basierend auf Autodesk-Technologie) verwendet wird, bleibt dem Anwender überlassen. Somit kann entsprechend der jeweiligen Aufgabenstellung, der Planungsphase, der Projektanforderungen oder auch entsprechend der eigenen Arbeitsplatzausstattung das passende CAD-Werkzeug frei gewählt werden. Am vielversprechendsten ist sicherlich eine Kombination der Lösungen, um die Vielseitigkeit von „AutoCAD“ beziehungsweise „CADinside“ nutzen zu können und zukunftsorientiert mit „Autodesk Revit“ Wettbewerbsvorteile zu genießen. Die Handhabung der Berechnungssoftware bleibt dabei immer dieselbe (Bild 3). Dadurch kann man von Anfang an – auch ohne 3D-Modellierung – BIM-konform arbeiten.

3D Gebäudemodell mit vielen Rohrleitungen
Quelle: liNear
Als langjähriger Autodesk-Partner unterstützt liNear mit seinen Softwarelösungen die weltweit führenden CAD-Systeme „AutoCAD“ und „Revit“ nativ ohne Schnittstellen oder unhandliche Import/Export-Funktionen.

Mit liNear-Analyse lassen sich bereits in der ersten Entwurfsphase zum Beispiel Schemata oder 2D-Pläne erfassen und berechnen, und man muss dafür nicht erst ein oft aufwendiges 3D-Modell erstellen. Mithin muss auch in frühen Projektphasen der Anlagenplanung nicht auf einen hydraulischen Abgleich verzichtet werden, und man erhält zu jedem Zeitpunkt des Projektverlaufs optimale und technisch korrekte Ergebnisse. Die einzelnen Module „Analyse Heating“, „Cooling“, „Ventilation“, „Potable Water“, „Waste Water“ und „Gas“ gliedern sich nahtlos in die unterschiedlichen CAD-Plattformen ein und können nativ auf die CAD-Daten zugreifen. Änderungen am CAD-Modell haben dementsprechend auch direkte Auswirkungen auf die Berechnungsergebnisse. Zudem kann man auch bei der 3D-Anlagenkonstruktion frei entscheiden, ob man auf das parametrische Konstruktionsverfahren von „Revit“ setzen oder unter „AutoCAD“ den großen Funktionsumfang der Programmfamilie „liNear-Design 3D“ nutzen will. Auf die leistungsfähigen Rohrnetzberechnungen muss in keinem Fall verzichtet werden.

Mit den liNear-Analyse-Modulen können alle TGA-Gewerke in jeder Planungsphase/Planungsart (Schemaplanung, Grundrissplanung, isometrische 1-Strich-Planung oder 3D-Modellkonstruktion) ohne Schnittstelle oder Exports nativ mit den CAD-Zeichnungsdaten berechnet werden. Bereits seit mehreren Jahren erweitern die „Routing & Content“-Tools von liNear die Benutzerfreundlichkeit von „Revit“ beim Entwerfen von Rohr- und Luftkanalsystemen. Damit Konstruktionen in „Revit“ leichter gelingen, sind einige Werkzeuge, die aus dem Desktop und den Design-3D-Produkten bekannt sind, für „Revit“ portiert worden. Die „Routing & Content“-Tools sind kostenfrei im ­„Autodesk Exchange“-Store erhältlich.

BIM und die Planung mit originalen Bauteilen

Die BIM-konforme Arbeitsweise macht es notwendig, möglichst viele realitätsgetreue Daten und ganzheitliche Gebäudeinformationen, die während des Planungsprozesses erforderlich sind, in einer Datenbank zu sammeln, und diese über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes auf vielfältigste Weise zu nutzen. „Kein BIM ohne Produkte“ beschreibt daher die Notwendigkeit, dass für eine ganzheitliche informationstechnische Betrachtung eines Gebäudes Produktinformationen in ausreichender Detailtiefe für das Gebäudemodell und die Berechnungen vorliegen müssen.

Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit der Industrie stehen allen liNear-Kunden umfangreiche CAD-Bibliotheken und Berechnungsdatensätze zur Verfügung. Auf diese Weise kann die Planung direkt mit den tatsächlich zu verwendenden Bauteilen durchgeführt werden, was insbesondere den Nutzen der Material- und Bestelllisten immens steigert. Der CAD-Browser fungiert dabei als zentrales Werkzeug zum Finden von neutralen oder herstellerspezifischen Bauteilen (Bild 4). Vom Heizkessel über den Warmwasserspeicher oder die Zirkulationspumpe bis zum Fitting sind dort die Produkte namhafter Hersteller aus der TGA-Branche zu finden. Zusätzlich zu den technischen und kaufmännischen Daten werden die zugehörigen CAD-Zeichnungen und CAD-Modelle in unterschiedlichen Formaten in 2D und 3D angeboten. Mit der direkten Anbindung an „AutoCAD“ und „Revit“ können die Bauteile komfortabel per Knopfdruck in ein Anlagenmodell eingefügt werden – je nach Bauteiltyp sogar direkt in Rohrleitungen oder Luftkanäle inklusive der notwendigen Übergänge und Verbindungen. Die gesamte Palette an Bauteilen steht somit auf beiden CAD-Plattformen zur Verfügung.

Übersicht verschiedener 3D Produktdaten
Quelle: liNear
Mit Version 16 wurde der liNear-CAD-Browser um die Anbindung an Autodesk „Revit“ erweitert, wodurch die gesamte Palette an Herstellerbauteilen auch im BIM-Workflow mit „Revit“ zur Verfügung stehen.

Die Bauteile werden in „Revit“ genauso einfach vom CAD-Browser aus direkt in das Gebäudemodell eingebaut. Die entstehenden „Revit“-Familien werden inklusive aller Bauteilanschlüsse automatisch generiert – Rohrleitungen oder Luftkanäle lassen sich so direkt anbauen. Die Bauteile der CAD-Biblio­theken können damit auch auf beiden CAD-Plattformen für die liNear-Rohrnetzberechnungen verwendet werden. Jedes der eingefügten Bauteile kann von den Kanal- und Rohrnetzberechnungen automatisch erfasst und individuell berücksichtigt werden.

Durch die Unterstützung der VDI 3805-Richtlinie als Basis für einen CAD-Katalog konnte die Auswahl um weitere Hersteller der Branche ergänzt werden. Alle Datensätze der Kooperationspartner werden von liNear erstellt und in enger Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Hersteller geprüft. Die vorhandenen Datensätze werden regelmäßig aktualisiert und erweitert. Um auch im Alltag stets mit den aktuellen Bibliotheken zu arbeiten, wurde das „live-announcement“ in die liNear-Softwarelösungen integriert. Nach dem Programmstart wird überprüft, ob es neue oder aktualisierte Datensätze zum Download gibt.

BIM in Bestandsprojekten

Der Grundgedanke, der hinter BIM steht, ist der Nutzen der kollaborativen Planung in einem gewerkeübergreifenden Gebäudemodell, sodass allen am Bau Beteiligten in jeder Planungsphase die aktuellen und ganzheitlichen Gebäudeinformationen zur Verfügung stehen. Das digitale Gebäudemodell im BIM-Konzept ist mit allen ergänzenden Informationen ein Abbild des realen Gebäudes und wird im Falle von Sanierungen oder Umbauten mit aktualisiert. BIM setzt somit nicht nur bei der Planung von Neubauten an, sondern zielt auf ein „Lifecycle-Management“ für Gebäude ab. Am Ende kann auch der Rückbau inklusive Recycling besser organisiert werden, wenn alle Qualitäten und Quantitäten der verwendeten Baustoffe konsistent verwaltet worden sind.

Die Modernisierung beziehungsweise der Ausbau bestehender Anlagen bringt je nach Projekt und der zu lösenden Aufgabenstellung individuelle Herausforderungen mit sich. Im Sinne von BIM würde man den Umbau am bestehenden Gebäudemodell planen. Doch bei Bestandsgebäuden ohne ein entsprechendes Gebäudemodell muss nicht auf die Vorteile der Planung mit BIM verzichtet werden. So wendet beispielsweise das Planungsbüro Ottensmeier Ingenieure die BIM-konforme Arbeitsweise mit den liNear-Softwarelösungen bereits erfolgreich in der Praxis auch im Bestandsbereich an.

Bei der Sanierung der Heizzentrale eines Industriebetriebes für Maschinenbau lag die besondere Herausforderung darin, die neue Anlage innerhalb der im Bestand gegebenen Energiezentrale unterzubringen (Bild 5). Hierfür mussten die gegebenen Raumverhältnisse vor Ort digital aufgemessen werden. Der zur Verfügung stehende Raumbedarf wurde dokumentiert und bildete die Ausgangsbasis für die BIM-konforme Planung. Auf dem ursprünglichen Aufstellungsplatz von zwei Großkesseln sollten drei Spezialkessel mit Abgas-Wärmerückgewinnung und einem BHKW für die Grundlastversorgung nebst hydraulischer Weiche und Pufferspeicher aufgebaut werden. „Hierzu war es für uns extrem wichtig, mit echten Abmessungen, im Maßstab 1:1 mit wahren Bauteilen der Hersteller arbeiten zu können. Nur durch diese exakte Planung war es uns möglich, alle Aufstellplätze optimal zu belegen und alle notwendigen Trassenführungen unter Beachtung der erforderlichen Komponenten baureif zu konzipieren“ (Claus-Hermann Ottensmeier, Geschäftsführer Ottensmeier Ingenieure). Die Planung der neuen Heizzentrale wurde in 3D mit realen Abmessungen durchgeführt. Hierbei wurden auch die Isolierung der Rohrleitungen und Behälter berücksichtigt, um den tatsächlichen Platzbedarf bereits im Gebäudemodell prüfen zu können. So entstand unter Berücksichtigung der realen räumlichen Gegebenheiten ein realitätsgetreues 3D-Modell der Heizzentrale. Von diesem Modell konnten direkt alle Schnittlisten für die Rohrvorfertigung generiert werden.

Grafik einer 3D Heizzentrale
Quelle: liNear
Für einen Industriebetrieb wurde durch Ottensmeier Ingenieure die Sanierung des Heizwerks, Bestandsleistung 10 MW, Neuaufbau 3 x 2 MW, nebst Abgaswärmeübertrager, Einbindung eines BKHWs, Erstellung neuer Kaminanlagen etc. geplant.

Bei der Sanierung eines Krankenhauses wurde beim Austausch der einzelnen RLT-Anlagen eine zentrale Wärmerückgewinnung nachgerüstet (Bild 6). Die Arbeiten zum Austausch der einzelnen Komponenten mussten im laufenden Krankenhausbetrieb erfolgen. Hierdurch war es zunächst notwendig, mit Hilfe von millimetergenauen CAD-Modellen der originalen Bauteilkomponenten den Platzbedarf für die Aufstellung der einzelnen Aggregate zu optimieren. Aufbauend auf der Bestandserhebung wurde die Planung der Revitalisierung der RLT-Zentralen durch die Ottensmeier Ingenieure konzipiert. Mittels 3D-Modellierung konnte der Austausch der Einzelkomponenten planungstechnisch und logistisch am digitalen Gebäudemodell erarbeitet werden. Ergänzend zu den RLT-Anlagen wurde eine komplexe Wärmerückgewinnung (WRG) nach dem energieeffizienten SEW-System für sämtliche in den Zentralen zum Austausch anstehenden RLT-Anlagen konzipiert und ausgeführt. Die Komponenten der RLT-Anlagen sowie das WRG-System wurden hinsichtlich der Umsetzung zur Einbringung der einzelnen Bauteile jeweils über die Strecke des Transportweges überprüft. Nur so konnte der reibungslose Ablauf der darauf aufbauenden Baumaßnahme sichergestellt werden. Aufgrund der BIM-konformen Arbeitsweise in der Planung wurde zudem die Grundlage für den Aufbau des zukünftigen CAFM-Systems geschaffen.

3D Grafik eines Luftkanalnetzes
Quelle: liNear
Aufbauend auf der Bestandserhebung wurde durch die Ottensmeier Ingenieure die Planung der Revitalisierung der RLT-Zentralen bei laufendem Betrieb konzipiert und in einer 3D-Modellierung der Austausch der Einzelkomponenten planungstechnisch und logistisch erarbeitet.

BIM-Manager als Dirigent von Top-Solisten

Durch die gewerkeübergreifende Planung können Synergieeffekte zwischen den einzelnen Phasen vom Entwurf über die Konstruktion bis hin zum Betrieb geschaffen werden (Bild 7). „An einem BIM-Prozess arbeiten immer nur Profis, selbst die jeweiligen Projektmanager der einzelnen Planungsbüros sind überwiegend technisch versierte Fachleute. Der Planungsmanager hat die Aufgabe, wie ein Dirigent alle diese Top-Solisten in einem Symphonieorchester harmonisch zusammen spielen zu lassen“ (Patrick van den Bogaard, Senior Projectmanager van aken architecten). Das folgende Beispiel zeigt, wie durch den Einsatz der BIM-konformen Arbeitsweise die koordinierte Planung sehr vieler Akteure und ein praxistauglicher Datenaustausch realisiert wurde.

3D Grafik eines komplexen Tragwerks einer Halle
Quelle: liNear
Die Planung eines Gebäudes ist längst nicht mehr die Leistung des Architekten alleine. Abhängig vom Gebäudetyp tragen viele Fachleute zum Gelingen des Entwurfs bei. Das wird bei BIM ganz deutlich. Hier geht es vor allem um die Integration des jeweiligen Fachwissens in einen gemeinsamen Arbeitsprozess.

Beispiel „Mall of Scandinavia“

Im Stadtteil Solna, nur wenige Kilometer vom Zentrum Stockholms entfernt, wurde Ende 2015 eines der modernsten Shopping-Center Europas, die „Mall of Scandinavia“ fertiggestellt. Mit einer Mietfläche von 101.048 Quadratmetern ist die Mall of Scandinavia das größte Shopping-Center Schwedens. Die Fläche verteilt sich über drei Geschosse und bietet ca. 230 Shops und Gastronomiebetrieben Platz. Außerdem beherbergt die Mall ein Multiplex-Kino mit 15 Sälen, über 2.000 Sitzplätzen und dem ersten IMAX-Filmkino Schwedens.

Ausführendes Unternehmen war die schwedische Bau- und Ingenieurgesellschaft PEAB. Innovation und Qualitätsbewusstsein sollten hier an erster Stelle stehen und wurden selbstverständlich auch von allen beteiligten Subunternehmern eingefordert. Bereits bei der Ausschreibung wurde allen beteiligten Firmen die Nutzung von BIM zwingend vorgeschrieben. BIM sollte die Koordinierung und Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmen verbessern und durch die permanente Visualisierung anhand von 3D-Modellen schon frühzeitig Unstimmigkeiten bzw. Fehler aufdecken. ­Notwendige Änderungen konnten so bereits vorgenommen und kommuniziert werden, bevor Prob­leme auf der Baustelle entstanden. BIM trug so dazu bei, Zeit und Kosten einzusparen.

Zeitgemäß musste auch die technische Gebäudeausstattung sein. Im Falle der Lüftungsanlage bedeutete dies beispielsweise die Ausführung in der Dichtheitsklasse C. Die eingesetzten Luftkanalprofile der Firma Gebhardt-Stahl helfen mit der eingespritzten Butyl-Dichtmasse, die Dichtheitsklasse C zu erreichen und stellen mit dauerhafter Dichtigkeit, VDI 6022-Eignung, -Lösemittelfreiheit und Stabilität den neuesten Stand der Technik dar.

Da Bau und Design parallel ablaufen konnten, wurde zum Beispiel das Untergeschoss bereits gebaut, während an den oberen Etagen noch weiter konstruiert wurde. Permanent waren ca. sieben bis acht Unternehmen gleichzeitig am Bau tätig und mussten koordiniert werden. Daher war natürlich die Festlegung von Dateiformaten zwingend notwendig. Zur Zusammenführung der verschiedenen Modelle entschied man sich hier für das IFC-Format, für den Austausch der Daten unterei­nander für DWG. Insgesamt mussten beinahe 200 3D-Modelle zusammengeführt werden.

IFC-Export bei intelligenten Bauteilen

Der Datenaustausch aller Beteiligten ist substantiell für das Gelingen einer BIM-konformen Planung. Vom Architekten über die Fachplaner bis zum Betreiber sind dabei unterschiedlichste Softwarelösungen im Einsatz, die im BIM-Prozess nicht nur Gebäudegeometrie, sondern insbesondere technische Daten zu den Bauteilen untereinander austauschen müssen. Hierzu etabliert sich zunehmend das durch die Initiative „buildingSMART“ entwickelte IFC-Format (Industry Foundation Classes) als Standard-Austauschformat. Durch ein gemeinsames Datenmodell kann Innovationspotential freigesetzt werden. Das engere Zusammenspiel verschiedener Gewerke und Disziplinen ermöglicht es, zu neuen Lösungsansätzen zu kommen, die bei getrennter Erarbeitung nicht zustande kommen würden.

Das Zusammenführen der vielfältigen Daten der verschiedenen fachspezifischen Softwarelösungen auf übergeordneter Ebene stellt die derzeitige Herausforderung für das BIM-Konzept dar. Bei den Herstellern der vielfältigen Softwarelösungen für das Bauwesen setzt deshalb nun ein Umdenken ein. Schnittstellen wie IFC, die den Datenaustausch auf dem Niveau von Objekten und Relationen unterstützen, gewinnen weiter an Bedeutung. Beim IFC-Export wird nicht nur ein 3D-Modell exportiert, sondern auch die dazugehörigen Metadaten wie der Hersteller, das Material, die Dimensionen und andere Merkmale des Bauteils (Bild 8).

Grafik eines bunten, dreidimensionalen Rohr- und Kanalnetzes
Quelle: liNear
Der IFC-Export für den Datenaustausch im „openBIM“-Prozess ist Bestandteil des Moduls „liNear Desktop AddOn Tools“. Neben dem 3D-Modell werden auch die dazugehörigen Metadaten wie der Hersteller, das Material, die Dimensionen und andere Merkmale des Bauteils exportiert.

Dadurch ist es möglich, die hohe Detailtiefe, die aus liNear-Produkten bekannt ist, der Nutzung im „openBIM“-Prozess zuzuführen. Mit der Version 16 wurden die CAD-Solutions um den IFC-Export erweitert. Alle liNear-Anwender können jetzt auch mittels IFC aktiv am BIM-Geschehen teil­haben. Mithilfe des IFC-Exportes werden alle Bauteile aus den Modulen „3D-Ventilation“ und „3D Pipe&Power“ inklusive der Architektur (AEC-Objekte) exportiert. Der IFC-Export ist Bestandteil der liNear-„Desktop AddOn Tools“.

Fazit

BIM ist keine Software, sondern bezieht als Arbeitsweise ihr Potential aus dem Beschreiten eines gemeinsamen Weges in der Projektplanung. Dies fordert zunächst ein Umdenken aller am Bau Beteiligter und die Bereitschaft, sich dem neuen interdisziplinären Planungsprozess anzuschließen. Immer mehr Beispiele aus der Praxis zeigen die Vorteile durch gestiegene Projektqualität und verbesserte Planungseffizienz auf, trotzdem bleiben ­einige Vorbehalte gegenüber BIM bestehen. So wird beispielsweise der ­erhöhte Aufwand durch die Planung von Anfang an in 3D als Gegenargument angeführt. Dabei ermöglichen die liNear-Softwarelösungen bei freier Wahl der Planungsart (Schemaplanung, Grundrissplanung, isometrische 1-Strich-Planung oder 3D-Modellkonstruktion) die BIM-konforme Arbeitsweise und mittels IFC-Unterstützung die Teilnahme am „openBIM“-Workflow.

Als langjähriger Autodesk-Partner unterstützt liNear die weltweit führenden CAD-Systeme „AutoCAD“ und „Revit“ nativ ohne Schnittstellen oder unhandliche Import/Export-Funktionen, sodass mit den Analyse-Modulen alle TGA-Gewerke in jeder Planungsphase/Planungsart mit identischer Bedienung direkt berechnet werden können. Bei der Planung können Anwender auf über 15.000 Produkte namhafter Hersteller und weitere neutrale Bauteile zurückgreifen. Die liNear-Software ist für Planer der technischen Gebäudeausrüstung das professionelle Werkzeug, IFC die gemeinsame Sprache beim Planungs- und Bauprozess und BIM steht für die Idee, dass man gemeinsam mit weniger Aufwand mehr erreichen kann.

Von Matthias Kieltyka
Marketing & Public Relations Manager, liNear GmbH
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Mittwoch, 24.04.2024

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