planen-bauen 4.0 als Wegbereiterin von BIM

Digitalisierung der Bauwirtschaft schreitet voran

Führende Verbände und Institutionen aus der gesamten Wertschöpfungskette der Bau- und Immobilienwirtschaft haben im Frühjahr 2015 die planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH gegründet. Die Gesellschaft wird von den Gründern als nationale Plattform, als Kompetenzzentrum und als der Gesprächspartner im Bereich der Forschung, Regelsetzung und Marktimplementierung verstanden und übernimmt die Rolle der Wegbereiterin bei der Einführung von Building Information Modeling (BIM), das heißt von digitalen Geschäftsprozessen in der Bauwirtschaft in Deutschland.

Dass es gelungen ist, die Interessen eines so großen Wertschöpfungsbereiches der deutschen Wirtschaft auf ein gemeinsames Ziel „Zukunft zu gestalten“ zu verpflichten, ist wirklich his­torisch. Dies sehen übrigens nicht nur die engagierten Trägerverbände, -kammern und -unternehmen so. Mit dem Staat, insbesondere dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und an dessen erster Stelle Minister Dobrindt, stehen starke Partner zur Seite.

Es ist allerdings auch höchste Zeit, dass man sich in Deutschland mit den Möglichkeiten moderner Techniken wie Building Information Modeling, kurz BIM, näher befasst. In standortgebundenen Industrien haben moderne Informations- und Kommunikationstechniken schon längst Einzug gehalten. Wir stecken mitten drin, im digitalen Zeitalter. Auch im Bereich Planen, Bauen und Betreiben muss man sich öffnen und lernen, mehr in Wertschöpfungsketten zu denken und Prozesse entlang dieser Ketten zu optimieren. Darin liegt eine große Chance – für alle Beteiligten.

Global beginnt eine rasant größer werdende Zahl von Ländern, die Vorteile und Möglichkeiten durch BIM zu realisieren und in den Ausbau der eigenen Fähigkeiten zu investieren. Der größte Auftraggeber in England, die öffentliche Hand, hat bereits in 2011 verkündet, nach welchen Regeln und Prozessen sie ab 2016 Bauprojekte zwingend digital vergeben und durchführen wird. Damit hat die Regierung einerseits dem Markt fünf Jahre Zeit gegeben, sich auf die Neuerungen vorzubereiten. Andererseits haben die öffentlichen Auftraggeber – für Straße, Bahn, Verteidigung, Umwelt, Erziehung etc. – die Zeit genutzt, sich selber zu schulen und mit neuen Technologien und Methoden vertraut zu machen. Der BIM-Prozess wird „Mainstream“, sowohl im Hochbau wie auch im Infrastrukturbereich. Das gilt übrigens nicht nur für Neubauten.

Marktteilnehmer blockieren Wandel

In Deutschland blockieren Unsicherheit und Ängste vieler Marktteilnehmer momentan noch einen solchen Wandel. Worauf soll sich der Markt einstellen? Die öffentliche Hand ebenso wie die Wertschöpfungskette Bau sind vergleichsweise kleinteilig strukturiert. Der Großteil der Beteiligten hat sich mit Digitalisierungsthemen bislang nicht auseinandergesetzt und hat gegebenenfalls dif­fuse Bedenken, den anstehenden Wandel nicht meistern zu können. Natürlich: Innovationen bedeuten immer auch Marktveränderungen. Klassische Rollenverteilungen, Geschäftsmodelle und Aufgabenprofile können sich verändern, neue Jobprofile und Qualifikationen sich entwickeln.

Wie muss ich mich anpassen, um weiter erfolgreich zu sein? Bei so manchem traditionell arbeitenden Architek­turbüro oder Baubetrieb können da durchaus Vorbehalte entstehen. Kann man die technologische Entwicklung und den damit verbundenen Aufwand an Hardware, Software, Schulungen und Kenntnissen überhaupt aufnehmen und umsetzen?

Der schwierige Punkt ist: Es gibt noch kein einheitliches Verständnis von BIM. Worauf soll man sich also einstellen? Gleichwohl sehen Viele darin erhebliche Effizienzpotentiale. Dies bestätigt aktuell eine vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in Auftrag gegebene Umfrage des Allensbach-Instituts bei Bauherren (siehe Grafiken).

Die durchgängige Digitalisierung aller planungs- und rea­lisierungsrelevanten Bauwerksinformationen als virtuelles Bauwerksmodell kann dazu beitragen, Termin- und Kostenüberschreitungen bei Bauprojekten zu vermeiden. Die Anwendung digitaler Prozesse beim Planen, Bauen und Betreiben wird gerade von denjenigen positiv bewertet, die sich schon mal damit beschäftigt haben. Dies wurde auch von der Reformkommis­sion Großprojekte beim BMVI erkannt.

Vor diesem Hintergrund haben der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (HDB), der Verband Beratender Ingenieure e.V. (VBI) und buildingSMART e.V. seit Anfang 2014 den Nukleus einer Initiative gebildet, die unter schrittweiser Einbindung relevanter Verbände der gesamten Wertschöpfungskette Bau (inklusive Bauherren, Hersteller und Zulieferindustrie) die Einführung BIM-basierten Arbeitens in Deutschland fördern will.

Am 20. Februar 2015 wurde die planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH (planen-bauen 4.0) von 14 führenden Verbänden und Institutionen der Wertschöpfungskette Bau in Berlin gegründet. Sitz der Gesellschaft ist Budapester Straße 31, D-10787 Berlin. Zur Interims-Geschäftsführung wurden Dr. Ilka May, Associate Director ARUP, und Dipl.-Ing. Helmut Bramann, Geschäftsführer Technik, Technikpolitik, Spartenpolitik des HDB bestellt.

Die neue Projektgesellschaft soll als wirtschaftsgetragene Plattform mit Unterstützung der Regierung die Grundlagen für modernes Digitales Bauen auf allen Ebenen professionell vorantreiben und damit insbesondere die Einführung von BIM in Deutschland aktiv gestalten.

Neben den administrativen Gründungsformalitäten wurden in den ersten Monaten notwendige Verwaltungsstruk­turen aufgebaut, ein Projekt- und Businessplan entwickelt sowie in Workshops mit dem Bund bereits die Entwicklung eines Fahrplans zur Implementierung von BIM in Deutschland konkretisiert. Im April 2015 wurde im DIN ein Normen­ausschuss BIM eingerichtet, dessen Struktur und Arbeitsfelder von planen-bauen 4.0 vorstrukturiert und in dem ein Obmann als Vertreter der planen-bauen 4.0 implementiert wurde. Die Entwicklung eines Compliance-Leitfadens wurde begonnen.

Startpunkt breiter Etablierung von BIM im öffentlichen Auftragswesen ist die inzwischen gestartete Erarbeitung eines Stufenplans zur Einführung von BIM in Deutschland, der im Dezember 2015 abgeschlossen und im Rahmen eines BIM-Gipfels der Regierung vorgestellt werden soll. Die planen-bauen 4.0 GmbH wurde Ende Juli 2015 seitens des Bundes be­auftragt, ein „Konzept zur schrittweisen Einführung von modernen IT-­gestützten Verfahren der Planung, des Bauens und des Betriebs von Bauwerken im Bereich der öffentlichen Hand“ zu entwickeln. Der Auftrag sieht in mehreren Leistungsschritten

Als nächste Schritte werden die Ernennung einer vollzeitlichen Geschäftsführung und Etablierung eines Kernteams erfolgen. Der Beitritt weiterer Verbände und Einzelunternehmen, die an der Zeichnung von Gesellschaftsanteilen konkret interessiert sind, soll nach Etablierung der Gesellschaft in einem zweiten Schritt voraussichtlich im Herbst 2015 erfolgen und wird derzeit vorbereitet. Im Bereich Weiterbildung soll eine Webinar-Reihe auf­gebaut werden. Im Normungsbereich soll die Vertretung Deutschlands in europäischen BIM-/Normungsgremien und die Besetzung von CEN-Sekretariaten in Zusammenarbeit mit dem DIN vorangetrieben werden. In Zusammenarbeit mit Hochschulen und Weiterbildungsinstituten soll ein akademisches BIM-Forum in Deutschland etabliert werden.

Von der Gesellschaft wird perspektivisch die Bearbeitung weiterer Auf­gaben erwartet, beispielsweise die Begleitung von Pilot- und Referenzbauvorhaben, Wissensvermittlung zum Thema Digitalisierung in der Bau- und Immobilienwirtschaft, Mitwirkung bei der Weiterentwicklung von BIM-kompatiblen Vertragsmustern. Geplant ist auch die Entwicklung von Richtlinien zur Sicherstellung der Qualität in der Bereitstellung von Software, Produkten und Dienstleistungen und deren Zertifizierung sowie die Einwerbung, Vergabe und Verwaltung von Fördermitteln und Forschungsgeldern zu Projekten im Bereich digitales Planen, Bauen und Betreiben. Darüber hinaus gilt es, noch Forschungslücken zu schließen, organisationsspezifische Standards zu vereinheitlichen und generell Überzeugungsarbeit bei allen Baubeteiligten zu leisten.

Aus den Ergebnissen der Projektarbeit aus den Entwicklungs-, Forschungs- und anderen Projektvorhaben ableitbare Finanzierungsmodelle sollen den Fortbestand der Gesellschaft nach der bereits angelaufenen, durch Gesellschaftereinlagen finanzierten Startphase sichern. [Dipl.-Ing. Helmut Bramann]

Weiterführende Informationen: http://planen-bauen40.de/

Mittwoch, 28.09.2016