Kultur ist nicht alles - aber ohne Kultur ist alles nichts

"Sorgfältig geplante und nachhaltig gebaute Gebäude in lebendigen Quartieren mit ansprechenden Freiräumen sind von elementarer Bedeutung für eine offene und selbstbestimmte Gesellschaft.

Besonders die Ausrichtung unserer gebauten Umwelt hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist nicht nur eine technische Aufgabe, sondern vor allem auch eine kulturelle." So beschreibt es die Bundesarchitektenkammer in ihrer Resolution zur Unterstützung des neuen "Europäischen Bauhaus". Ziel ist dabei, ein humanes 21. Jahrhundert mitzugestalten.

Warum sind Investitionen in ein umfassend gutes Miteinander gerade jetzt und mit zunehmender Industrialisierung von Planung, Bau und Dienstleistungen für uns alle kein Luxus sondern im Gegenteil essentiell? Allgemein gesprochen, weil Teamarbeit, Allianzen, Netzwerke und integrale Ansätze in einer komplexen Welt an Bedeutung gewinnen. Dies gilt im Speziellen für Methoden wie Building Information Modeling (BIM). Sie folgt meiner Ansicht nach mit ihrer frühzeitigen, projektorientierten Kooperation aller Gewerke einer gewissen Tradition:

Das Fundament muss stimmen

Für ein solches interdisziplinäres Verständnis und ein Zusammenarbeiten auf Augenhöhe sind sowohl eine offene, respektvolle Kommunikation nötig als auch eine entsprechende grundlegende Einstellung. Ich meine damit Integrität - neumodisch auch gerne "Compliance" genannt. Sie bedeutet für den Einzelnen, für Organisationen und die Gesellschaft insgesamt etwas sehr Herausforderndes: Sich auch in ungewissen, unbequemen Zeiten und unter Druck an gemeinsame Regeln und anerkannte Werte zu halten. Ob das in der Praxis belastbar oder eine reine Schönwetterveranstaltung für Sonntagsreden ist, zeigt sich vor allem in Krisenzeiten. Können wir uns - trotz einzelner Interessenskonflikte - aufeinander verlassen, wenn es darauf ankommt?

Dafür muss wie bei einem Bauwerk die Basis, das jeweilige Fundament, stimmen. Denn so, wie finanzielle Rücklagen materielle Spielräume eröffnen, so beeinflussen die Kultur, die Kommunikationsweise und damit die Vertrauenswürdigkeit die eigenen Handlungsoptionen. Sie können Risiken aller Art minimieren, wenn Vertrauen da ist. Es setzt wiederum eine wahrgenommene Integrität voraus. Und ja, diese werte- und regelkonforme Haltung bedeutet stets Aufwand: Das Einhalten von Versprechen, Prozessen, Abstimmungen und so weiter. All das benötigt Zeit, Geld und zum Teil nervenaufreibend viel Energie.

Unter dem Deckmantel einer Krise ein unbequemes Thema wegdrücken oder unliebsame Personen ausbooten zu wollen, mag verlockend und aus rechtlicher Sicht unbedenklich sein. Vielleicht bietet es sogar kurzfristig Vorteile - aber in punkto Integrität ist es langfristig verhängnisvoll, weil es die eigene Glaubwürdigkeit zerstört. Wer hingegen auf eine gelebte, verantwortungsvolle (Unternehmens-)Kultur sowie Vertrauen zurückgreifen kann, hat etwas für seine Freiheiten getan. Dafür leistet übrigens jeder Einzelne seinen Betrag und ist - wie man seit 2020 wohl sagt - "systemrelevant".

Digitale Technologien bieten uns zwar fraglos vielfältige Ansatzpunkte, um

Sie verleiten uns meiner Erfahrung nach jedoch allzu oft dazu, auf die einzig aus einem dieser spezifischen Blickwinkel heraus besten Idee mit vermeintlich größtem Realisierungspotenzial zu setzen. Wichtig ist aber, ein Ziel ganzheitlich anzupacken und eine Verbindlichkeit wirklich mit Leben zu füllen. Dafür gilt es, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, Verabredungen einzuhalten und die realen Rahmenbedingungen im Auge zu haben - denn: "Die Kultur verspeist die Strategie zum Frühstück." (Peter Drucker, Ökonom)

Mittwoch, 17.02.2021