Alternative Techniken tun sich schwer

Übersicht über den Heizungsmarkt – Teil 2: Erneuerbare im Fokus

Im zweiten Teil seiner diesjährigen Serie über das Marktgeschehen in Deutschland widmet sich das HeizungsJournal besonders den alternativen Technologien. Der Fokus liegt zum einen auf Wärmepumpen und Pelletsheizungen. Neben solch klassischen Wärmeerzeugern beleuchten wir zum anderen aber auch die Rolle der Solarthermie und der Kaminöfen. Zudem wirft sich die Frage nach der Bedeutung der Fernwärme auf.

Rund drei Viertel aller Wohnungen in Deutschland werden mit Erdgas oder Heizöl beheizt. Doch bieten sich im Markt vielfältige Alternativen bzw. Ergänzungen zum klassischen Öl-/Gasheizkessel. Besonders im Neubau kommen Fernwärme und Wärmepumpen zum Einsatz. Pelletsheizungen bieten sich besonders bei der Modernisierung an. Und Solarkollektoren und Kaminöfen finden in der Regel Anwendung als ergänzende Wärmeerzeuger.

Wärmepumpen stark im Neubau

Heizungswärmepumpen haben mit Beginn des neuen Jahrtausends eine Renaissance erlebt. In den 1990er Jahren blieb der Bestand noch deutlich unter der Grenze von 100.000 installierten Anlagen. Erst 2003 wurde die Schwelle überschritten. Durch die Erfolge im Neubau stieg der Bestand schließlich deutlich an. Besonders durch die rasant gestiegene Nachfrage nach Luft/Wasser-Wärmepumpen kletterte der Bestand in 2014 auf über 600.000 Heizungswärmepumpen. Zählt man die nur der Brauchwasserbereitung dienenden Wärmepumpen, die nicht zu den zentralen Wärmeerzeugern zählen, noch hinzu, so stieg der Gesamtbestand von rund 360.000 in 2005 auf knapp 850.000 in 2014 an (Abb. 20).

Laut dem zweiten Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) dominierten 2014 im Bestand noch die der Gebäudebeheizung dienenden geothermischen Wärmepumpen (Sole/Wasser und Wasser/Wasser) mit einem Anteil von etwa 38 Prozent. Auf die aerothermischen Wärmepumpen (Luft/Wasser) entfiel ein Anteil von circa 35 Prozent. Reine Brauchwasserwärmepumpen kamen auf einen Anteil von 27 Prozent. Gas-Wärmepumpen waren demnach bisher noch so gut wie nicht am Markt vertreten. Der Bericht geht dabei davon aus, dass die in den vergangenen Jahren verkauften Heizungswärmepumpen zu einem Großteil in Neubauten zum Einsatz kamen. Dort haben sie sich denn auch eine starke Position gesichert. Bei den im Jahr 2014 fertiggestellten Wohngebäuden war knapp jeder dritte primäre Raumwärmeerzeuger eine Wärmepumpe – im Jahr 2007 war es hingegen nur jeder achte, berichtet der BWP (Bundesverband Wärmepumpe). Im BWP sind über die gesamte Wertschöpfungskette sowohl die Heizungsindustrie als auch Handwerker, Planer und Architekten sowie Bohrfirmen und Energieversorgungsunternehmen organisiert. Betrachtet man das Beheizungssystem in neuen Wohnungen (Wohneinheiten in neu errichteten Gebäuden), so stieg nach Angabe des Bundeswirtschaftsministeriums der Anteil der Wärmepumpen von 7,3 Prozent in 2004 auf über 21 Prozent in 2014. Im Markt erlebten die Heizungswärmepumpen in den vergangenen zehn Jahren ein Auf und Ab. Der Absatz stieg laut BWP von 20.300 in 2005 auf 62.500 in 2008. Danach konsolidierte sich der Wärmepumpenabsatz in einer Größenordnung zwischen 50.000 und 60.000 Stück jährlich. In den vergangenen Jahren zeigte sich eine Marktverschiebung zwischen den Technologien. Nachdem früher mehrheitlich geothermische Wärmepumpen installiert wurden, übernahmen ab 2010 aerothermische Wärmepumpen bei den Neuinstallationen im Neubau die Führung. Nur noch ein Viertel nutzte in 2014 die Geothermie (Abb. 21 und 22).

„Schon jetzt gibt es Fertighausanbieter, die ihre Häuser nur noch mit Wärmepumpe anbieten. Das erspart ihnen komplizierte Berechnungen bei den Anforderungen der EnEV und kommt gut an bei umweltbewussten Häuslebauern“, erklärt Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer des BWP. Im Ländervergleich wurden in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen die meisten Neubauten mit Wärmepumpen fertiggestellt. Gemessen am Gesamtheizungsmarkt bei Neubauten sei der Anteil von Wärmepumpen jedoch in Thüringen, Sachsen und Saarland mit jeweils über 45 Prozent am höchsten. Hier sei die Wärmepumpe bereits die Nummer Eins im Neubau. Diese drei Bundesländer hätten bereits die Trendwende weg von fossilen Energieträgern vollzogen. Auffällig zeigt sich auch der regionale Unterschied bei der Nutzung der Erdwärme. Sie ist besonders in Sachsen und Schleswig-Holstein gefragt, während in Baden-Württemberg und Hessen nur rund jede zehnte Wärmepumpe im Neubau auf Erdwärme setzt (Abb. 23).

Bei den erdgekoppelten Anlagen seien offenbar die Vorteile einer hohen Effizienz oder die Möglichkeit des passiven Kühlens noch zu wenig bekannt, so Stawiarski. Hinzu kämen Unsicherheiten durch das notwendige Genehmigungsverfahren für die erforderlichen Bohrungen. Allgemein seien die Förderanträge für Wärmepumpen im Rahmen des Marktanreizprogrammes mit neuen verbesserten Förderbedingungen gestiegen. Doch: „Die Renaissance der Ölheizung zeigt auch: Die für den Umwelt- und Klimaschutz fatale Schieflage im Preisgefüge der unterschiedlichen Energieträger kann durch Investitionszuschüsse für erneuerbare Heizungen nur teilweise ausgeglichen werden. Hier müsste der Gesetzgeber gegensteuern.“ „In Deutschland sind die Rahmenbedingungen der Wärmepumpe zurzeit nicht optimal“, bestätigt auch Dr. Rainer Jakobs, vom IZW (Informationszentrum Wärmepumpen und Kältetechnik). „Das liegt aus meiner Sicht daran, dass die niedrigen Gas- und Ölpreise bei sehr hohen und steigenden Kosten für Elektrizität kontraproduktiv für den Einsatz der Wärmepumpen sowohl in Industrie und Gewerbe als auch im Wohnbereich sind.“ Die meisten neuen Wohngebäude werden nach wie vor mit Gas beheizt. Doch beim BWP setzt man Hoffnungen in die seit diesem Jahr verschärften Anforderungen der EnEV zum Primärenergieverbrauch. „Der Neubaumarkt ist das Zugpferd für die Wärmepumpe – aber auch hier besteht noch Luft nach oben. Hier wird die neue EnEV hoffentlich eine positive Wirkung entfalten.“ „Bauen ohne Wärmepumpe ist nur noch mit hohen Mehrkosten möglich“, meldet der BWP. „Die Wärmepumpe erreicht die neuen Anforderungen auch als alleinstehende Technik.“ Von der Bundesregierung erwarte man mehr Mut, die erneuerbare Wärme im Neubau weiter zu stärken. Stawiarski: „Die Bundesregierung sollte die Gelegenheit nutzen, bei der Definition des Niedrigstenergiehausstandards, der laut EU-Vorgaben ab 2021 gelten soll, sowie dem möglichen Abgleich von EnEV und EEWärmeG neue Akzente zugunsten klimafreundlicher Wärmeerzeuger zu setzen.“

Pellets festigen Nische

Festbrennstoffkessel für Biomasse (darunter auch der Trendsetter Pellets) bewegen sich nach BDH-Zahlen seit Jahren im Markt in einer kontinuierlichen Nischenposition mit großen Marktschwankungen. Ihr Anteil im Mark für Wärmeerzeuger schwankt demnach seit 2005 zwischen 3,1 Prozent und 7,1 Prozent. Ende 2014 waren nach Berechnung des DEPI (Deutsches Pelletinstitut) knapp 360.000 Pelletskessel und Pelletskaminöfen in Deutschland installiert (Abb. 24 und 25).

Das DEPI ist als Tochter des DEPV (Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband) vor allem für die Informationsvermittlung und Umsetzung von Kampagnen zuständig. Der DEPV selbst vertritt seit 2001 die Interessen der deutschen Pellets- und Holzenergiebranche. Kessel- und Ofenhersteller, Produzenten und Händler von Pellets und weiterer Energieholzsortimente, Komponentenhersteller sowie Vertriebspartner haben sich in diesem Bundesverband organisiert. Der Markterfolg der Pelletsheizungen konzentrierte sich bislang besonders auf die beiden Bundesländer im Süden Deutschlands, sprich Bayern und Baden-Württemberg. Jeder zweite Pelletskessel wurde dort installiert (Abb. 26).

Nach zwei „relativ guten“ Pelletsjahren 2012 und 2013 musste die Branche jetzt zwei Jahre in Folge Rückschläge verbuchen. So war schon 2014 „kein gutes Jahr für uns“, wie der DEPV-Vorsitzende Andreas Lingner konstatierte. Anstelle erhoffter 45.000 Feuerungen wurden nur rund 32.500 Pelletskessel und -öfen installiert. Der Rückgang, vor allem im Leistungsbereich bis 50 kW, betrug gegenüber 2013 insgesamt rund 30 Prozent. „Damit können wir nicht zufrieden sein.“ Gründe dafür sah Lingner nicht nur in dem schon rapide fallenden Ölpreis. „Die Menschen haben weniger den Heizungstausch vor Augen, sondern renovieren an prestigeträchtigerer Stelle, wie im Bad, wenn sie überhaupt investieren.“ Und nun erwies sich auch 2015 nur als „bescheidenes Jahr“, erklärt Martin Bentele, Geschäftsführer des DEPV und des DEPI. Die Prognosen für 2015 wurden nicht erfüllt. Allgemein sei die Marktentwicklung im Bereich der erneuerbaren Wärmequellen unbefriedigend. Bei Holzpellets sei sie nun schon seit Mitte 2013 rückläufig. „Dies hängt zum einen damit zusammen, dass der Verbraucher nach wie vor zu wenig davon weiß und die Zielgruppen, von denen er sich kompetent beraten lassen will, über zu wenige Aktivposten verfügen. Sprich, wir haben zum Thema Pelletheizung zu wenig gut ausgebildete und offensiv im Marketing damit umgehende Handwerksbetriebe, die den Verbraucher zum Thema bringen“, erläutert Bentele. Daher befinde man sich mit den SHK-Verbänden im engen Austausch. „Unser Ziel muss es sein, mittelfristig über eine deutlich höhere Anzahl an zu diesem Thema gut aus-gebildeten Handwerksbetrieben zu verfügen.“ Aber auch das Thema Ölpreis wirkt nach wie vor. Bentele: „Daneben tut uns momentan die Situation am Ölmarkt weh, da sie beim Verbraucher zu kurzfristigen Reaktionen führt, die sich aber auch mittelfristig auswirken. Hier müssen wir gegenwirken und auch mit Hilfe der Bundesregierung darüber informieren, welche Vorzüge, vor allem auch bei der Wirtschaftlichkeit, erneuerbare Heizungen bieten. Indirekt heißt das aber auch, dass der Heizungstausch Öl zu Öl klimapolitisch und wirtschaftlich eine Milchmädchenrechnung ist.“ Zu den Erwartungen für die zukünftige Marktentwicklung betont Bentele, dass man nach wie vor davon überzeugt sei, dass die moderne Holzenergie, die man mit „automatisch, emissionsarm und hocheffizient“ umreißen könne, einen wichtigen Teil zur Energiewende am Wärmemarkt leisten kann – schon alleine deshalb, weil sie den Großteil der „alten Holzenergie“ ersetzen müsse. „Daher wird es mittel-, vielleicht aber auch schon kurzfristig wieder aufwärts gehen.“ Kaum ein Markt werde von so vielen unsicheren Faktoren, national wie international, beeinflusst, wie der Heizungsmarkt. „Da kommen die unterschiedlichen Gebäude- und Eigentümerverhältnisse sowie die sehr heterogenen Entscheidungsfindungen bei den Betroffenen zusammen“, so Bentele. „Hier sichere Vorhersagen zu treffen, ist nicht möglich. Unsere Aufgabe als Branchenvertretung sehe ich deshalb darin, für Holzpellets die notwendige Vorarbeit zu leisten, dass der Aufschwung nicht an unserer Branche scheitert. Das heißt, wir müssen für umfassende Qualität rund um das Heizen mit Pellets sorgen und uns auch um gute Rahmenbedingungen kümmern. Schließlich wollen wir, wenn der Markt wieder anspringt, 100 Prozent fit und bereit sein!“ Zum Gelingen der Energiewende muss der Wärmemarkt in den kommenden Jahren erfolgreich umge-baut werden, ergänzt der DEPV-Vorsitzende Lingner. „Wenn dies auf eine ökologisch wie auch öko-nomisch effiziente Weise geschehen soll, wird die Politik an der modernen Holzenergie nicht vorbeikommen.“ Mit Holzpellets betriebene Feuerungen könnten einen deutlich größeren Anteil an der Kohlendioxid-Einsparung erbringen, als bislang von der Bundesregierung berücksichtigt. Dabei könne der Ausbau von Pelletsfeuerungen vor dem Hintergrund eines riesigen nachhaltigen Holzpotentials in Deutschland ohne Importe erfolgen. So würden die deutschen Pelletserzeuger weiterhin auf sehr hohem Niveau produzieren. So wurden nach Angaben des DEPV im ersten Halbjahr 2015 hierzulande rund 980.000 t Holzpellets hergestellt (1 t Pellets entspricht dem Heizwert von circa 500 l Heizöl). Damit lag die Produktion nur knapp unter dem vergleichbaren Vorjahreswert (minus 19.000 t). Aufgrund des Holzreichtums und der breiten Verfügbarkeit an Sägespänen sei in Deutschland eine deutlich höhere Produktion möglich. Doch dazu müsse die Energiewende endlich auch im Heizungssektor Einzug halten. Durch einen wachsenden Holzvorrat in Deutschland und die Auslastung der Sägewerke sei die Rohstoffgrundlage der Pelletsproduktion jedenfalls sichergestellt – auch bei einem deutlichen Anstieg des Pelletsverbrauchs. Denn Holzpellets würden vor allem aus Sägerestholz hergestellt. Der Anteil dieses Rohstoffs an der Pelletsproduktion habe im ersten Halbjahr 2015 bei 92 Prozent gelegen – vorrangig Späne aus ¬Nadelholz. Restholz aus dem Wald komme bei der Pelletsproduktion nicht zum Einsatz. Der Schwerpunkt des Pelletshandels liege nach wie vor bei loser Ware. Ihr Anteil lag im ersten Halb-jahr 2015 bei 86 Prozent, als Sackware wurden entsprechend 14 Prozent vertrieben. Über 98 Prozent der Holzpresslinge würden laut dem DEPV hierzulande in der Qualität ENplus hergestellt (Abb. 27).

Bundesweit gebe es 35 unabhängige nach ENplus zertifizierte Pelletsproduzenten mit 46 Produktionsstätten. Zum Thema Energieeffizienzlabel vertritt auch Lingner die Position, dass es sich nur bedingt zum Vergleich verschiedener Wärmeerzeuger eignet. „Anders als bei Elektrogeräten ist das Label nicht aussagekräftig was Energiekosten, Klimarelevanz oder Primärenergiebedarf der Heizung angeht.“ In dem Zusammenhang weist er darauf hin, dass zwar Öl- und Gasheizungen sowie Wärmepumpen bereits mit einem Energielabel gekennzeichnet sein müssen. Für Festbrennstoffkessel werde die Energieeffizienzkennzeichnung jedoch erst am 1. April 2017 und für Festbrennstoff-Einzelraumfeuerungsanlagen am 1. Januar 2018 vorgeschrieben.

Solarthermie mit Schwankungen

Warmes Wasser von der Sonne bietet die Solarthermie. Ihr Markt zeigte sich von starken Schwankungen gekennzeichnet. Im langjährigen Trend gab es dabei mit Beginn der 1990er Jahre einen Aufschwung bis zum Rekordjahr 2008 – dann folgte der Abwärtstrend (Abb. 28 und 29).

Insgesamt wurden bis 2014 über 2 Mio. Solarthermie-Anlagen errichtet, mit einer Kollektorfläche von insgesamt circa 18,4 Mio. m², berichtet der BSW-Solar (Bundesverband Solarwirtschaft). Dieser vertritt die Interessen von rund 1.000 Solarunternehmen in Deutschland, von Rohstofflieferanten und Produktionsfirmen über das Handwerk bis hin zu Betreibergesellschaften, Planern und Financiers. Im Mittel ist eine Solarwärmeanlage 9 m² groß. Doch gab es auch hier eine Bewegung im Markt. Im Jahr 2000 hatte eine neu installierte Solaranlage im Schnitt eine Solarkollektorfläche von 7,3 m² auf-gewiesen. Im Rekordjahr 2008 lag die durchschnittliche Solarkollektorfläche dann sogar bei 10 m². Im Jahr 2014 wurden bundesweit rund 112.000 neue Solarwärmeanlagen mit einer Gesamtkollektorfläche von 900.000 m² neu installiert. Die Anlagengröße sank damit auf 8 m² (Abb. 30).

Bei den verwendeten Technologien dominieren Flachkollektoren. Mit einem Anteil von rund zehn Prozent behaupten sich Vakuumröhrenkollektoren in einer Nische. Der zweite Erfahrungsbericht zum EE-WärmeG kommt zu der Erkenntnis, dass in den vergangenen Jahren jährlich doppelt so viele solarthermische Anlagen installiert wurden, die der Heizungsunterstützung dienen, als Anlagen zur ausschließlichen Warmwasserbereitung. Dabei werden in Neubauten solarthermische Anlagen ganz überwiegend zur Unterstützung eines Hauptwärmeerzeugers genutzt. „Leider nutzen bisher nur zehn Prozent der in Deutschland installierten Heizungen die Solarthermie. Damit wird eine Chance vertan, gut 20 Prozent an Erdgas und Heizöl einzusparen zugunsten des Ressourcen- und Klimaschutzes sowie zur Entlastung bei den Heizkosten“, bemängelt der BDH. Großes Potential für Solaranlagen böten nicht nur die fast 14 Mio. Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland. Auch in Industrie und Gewerbe könnten Sonnenheizungen helfen, die Betriebskosten langfristig zu senken. Besonders im Nieder- und Mitteltemperaturbereich könne die Sonnenenergie große Teile des Wärmebedarfs decken. „Der Umstieg auf Solarwärme war noch nie so attraktiv“, begrüßte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, die Erhöhung der staatlichen Zuschüsse für den Einbau neuer Solarwärmean-lagen im Falle einer Heizungsmodernisierung seit Beginn dieses Jahres. Hoffnungen setzt man zudem in die Verschärfung der EnEV mit diesem Jahr. Neubauten kämen faktisch nicht mehr ohne den Einsatz erneuerbarer Energien aus. Besonders kosteneffizient ließen sich die neuen gesetzlichen Standards von Bauherren in der Regel durch die Kombination einer Solaranlage mit einem Gasbrennwertkessel erfüllen. Mit einer derartigen „Kombianlage“ kann der Hausbesitzer große Teile seines Warmwasser- und Heizwärmebedarfes mit Solarwärme decken. Am klimafreundlichsten dürfte meist die Kombination einer Solaranlage mit einer Pelletsheizung sein. Bei dieser Variante könne der gesamte Wärmebedarf aus erneuerbaren Energien gedeckt werden, bei allerdings höheren Investitionskosten. „Mit Solarwärme ist man für die neuen Herausforderungen bestens gewappnet“, so Körnig. „Eine Sonnenheizung erreicht den neuen EnEV-Standard im Neubau kosteneffizient und komfortabel. Auch beim Austausch einer alten, ineffizienten Heizungsanlage sollte Solarenergie die erste Wahl sein.“ Noch ein weiterer Grund spricht laut BSW-Solar für die Sonnenwärme. So würden Verbraucher mit der Investition in die Solarthermie auch ein Statement für Klimaschutz und langfristige Versorgungssicherheit geben. „Auch kurzfristige Ölpreistiefs können die Begeisterung der Menschen für die Solarenergie nicht wirklich dämpfen“, bemerkt Körnig. „Wer sich vor der nächsten Öl- und Gaspreisspirale schützen möchte, investiert das durch temporär günstigere Brennstoffe eingesparte Geld jetzt in zuverlässige und klimafreundliche Solarthermie. Das spart langfristig, macht unabhängiger von Energieimporten und steigert den Wert einer Immobilie.“ In der Einführung der Energieeffizienzlabel für Heizgeräte sieht der BSW-Solar auch eine Herausforderung für Verbraucher und das Handwerk. Das Label stelle dem Konsumenten zwar Informationen zur Verfügung, doch sei es noch keine perfekte Lösung, da die Einsatzmöglichkeit der verschiedenen Beheizungsoptionen immer noch von den Rahmenbedingungen vor Ort und dem Beratungsansatz des Installateurs abhängt. So können Heiz- und Warmwasserbereiter mit Öl, Gas, Strom oder erneuerbaren Systemen wie der Wärmepumpe und Solarthermie betrieben werden. Die Information auf dem Label variiert in Abhängigkeit von der eingesetzten Energiequelle und der Anwendungsform. Hier sei Beratung der Endverbraucher durch Händler oder Installateure gefragt.

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Kaminöfen blicken auf Emissionen

Beim Einsatz von erneuerbaren Energien im Wärmemarkt dominiert feste Biomasse, sprich Holz, mit einem Anteil von 70 bis 80 Prozent. In Einzelraumfeuerungen wird vor allem Scheitholz verbrannt. Wie DEPV und BDH berichten, ist Scheitholz das in Deutschland am meisten verwendete Energieholzsortiment. Es wird gezielt aus Laub- oder Nadelhölzern aufgearbeitet und für eine gute Verbrennung zwei Jahre getrocknet. Die gängigsten Scheitholzarten sind dabei Buche und Eiche mit einem Brennwert von etwa 2.100 kWh/m³. Dies entspricht in etwa 210 l Heizöl bzw. 210 m³ Erdgas. Im Rekordwinter 2010 wurden in Deutschland rund 25 Mio. m³ Scheitholz genutzt. Als Lifestyle-Produkt haben sich Kaminöfen in den vergangenen Jahren im Markt etabliert. Mit steigenden Energiepreisen ist zudem ihre Bedeutung zur Entlastung der Haushalte bei den Energiekosten gewachsen – als Zusatzheizung zu den zentralen Öl- und Gasheizungen oder Luft/Wasser-Wärmepumpen. Insgesamt sind nach einer Abschätzung des HKI (Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik) in Deutschland 12,7 Mio. Einzelraumfeuerstätten installiert. Allein zwischen 1990 und 2014 wurden über 8,3 Mio. häusliche Einzelraumfeuerstätten verkauft. Darunter fallen Kaminöfen, Dauerbrandöfen, Heizeinsätze, Kamineinsätze, Herde und Pelletsöfen. Dabei zeigt der Marktverlauf bei Kaminöfen und Dauerbrandöfen eine hohe Dynamik (Abb. 31 und 32).

So hat sich der Absatz in den 1990er Jahren auf über 100.000 Stück verdoppelt. Im Jahr 2000 gab es dann eine weitere Verdoppelung der Absatzzahlen auf über 200.000. In den Jahren 2005 und 2006 gab es dann einen rasanten Anstieg der Nachfrage – der Absatz stieg auf 555.000 Öfen an. Anschließend fiel der Markt schnell wieder ab, auf eine Größenordnung von rund 300.000 Stück. Die Branche beschäftigen derzeit Themen wie Emissionseinstufung von Altgeräten oder emissionsarme Verbrennungstechniken. Jüngst hat der HKI in Zusammenarbeit mit dem ZIV (Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband) und mit Unterstützung des BMUB (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit) und des BMWi (Bundesamt für Wirtschaft und Energie) eine Feuerstätten-Ampel für Endverbraucher entwickelt. Die Deklaration vor Ort geschieht durch das Schornsteinfegerhandwerk. Die Ampel sei eine verbraucherfreundliche Hilfe zu der durch den Schornsteinfeger erfolgten Emissionseinstufung, so HKI-Geschäftsführer Frank Kienle. Ziel sei, dass die Schornsteinfeger im Rahmen ihrer Feuerstättenschau auf die Emissionseinstufung von Einzelraumfeuerstätten hinweisen und die Verbraucher verstärkt in Richtung neue, emissionsarme Geräte beraten. Damit wolle man sich für eine emissionsarme Verbrennung von Holz, Holzpellets und Braunkohlebriketts in Einzelraumfeuerstätten engagieren. Heizen mit Holz sei kostengünstig, effizient und klimaneutral – das sollte auch der Gesetzgeber berücksichtigen, fordert der HKI. Bei der Wärmeenergie spiele feste Biomasse – vorwiegend in Form von Scheitholz und Holzpellets – eine zentrale Rolle. Als lokal verfügbarer Energieträger kann Holz äußerst ökonomisch und, nicht zuletzt aufgrund kurzer Transportwege, ökologisch sinnvoll genutzt werden. Als weiterer Pluspunkt kommt die regionale Wertschöpfung hinzu. Moderne Feuerstätten mit integriertem Wasser-Wärmeübertrager verfügten zudem über einen Anschluss an die Zentralheizung. Doch das Thema Umweltschutz und Gesundheit erfasst auch zunehmend den Kaminofen. So kam das Umweltbundesamt in einer Expertise zu den gesundheitlichen Wirkungen von Feinstaub aus der Holzverbrennung in Kleinfeuerungsanlagen zu dem Schluss, dass Feinstaub aus Holzfeuerungen eine vergleichbare gesundheitliche Relevanz beizumessen ist wie „typisch städtischem“ Feinstaub, etwa aus dem Verkehr. Besonders relevant seien Feinstäube aus unvollständiger Verbrennung. Diese würden vor allem durch Holzöfen mit schlechter Technik und bei schlechtem Betrieb freigesetzt. „In jedem Falle sind deshalb zum Schutz der menschlichen Gesundheit die Feinstaubemissionen aus kleinen Holzfeuerungen durch geeignete Anforderungen an Anlagentechnik, Brennstoffe und Betreiberverhalten zu reduzieren.“ Hier greift denn auch die erste Bundesimmissionsschutzverordnung (1. BImSchV). Sie regelt den Austausch alter Feuerstätten. Davon betroffen waren Ende 2014 erstmals auch Kaminöfen, Kachelöfen und Heizkamine, deren Typprüfung vor 1975 erfolgte. Wenn sie die vorgegebenen Grenzwerte der Verordnung nicht erfüllten, mussten sie stillgelegt, nachgerüstet oder ausgetauscht werden. Spätestens Ende 2017 sind alle Heizgeräte, deren Typprüfungen vor 1985 erfolgten, von Stilllegung betroffen, soweit sie die Grenzwerte der Verordnung nicht einhalten. „Statt solche alten Öfen mit aufwendiger Filtertechnik nachzurüsten, empfehlen wir, diese durch emissionsarme Feuerstätten zu ersetzen“, bemerkt Kienle. „Eingesetzte Verbrennungstechnik darf nicht mehr auf dem Stand der 1970er oder 1980er Jahre sein“, unterstreicht Kienle. „Doch während andere Haushaltsgeräte, die aus dieser Zeit stammen, längst ausgedient haben, bullern die in die Jahre gekommenen Öfen in vielen Fällen noch immer vor sich hin. Und tragen so erheblich zur Schadstoffbelastung bei.“ Die Verbrennungstechnik habe in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte erzielt – mit sauberer Verbrennung und erhöhter Energieeffizienz. Von „Gemütlichkeit mit Nebenwirkungen“ spricht die DUH (Deutsche Um¬welthilfe). Die Kehrseite der gemütlichen Raumwärme von Kaminöfen seien Feinstaub- und Rußemissionen. „Holzfeuerungsanlagen verursachen im Jahr mehr Feinstaub als die Auspuffanlagen von Pkw, Lkw und Motorrädern zusammen. Die ultrafeinen Partikel belasten die Atemwege, dringen tief in die Lunge sowie den Blutkreislauf ein und können Krebs auslösen. Viele Städte und Regionen schaffen es nicht, die EU-Vorgaben zur Luftqualität einzuhalten. Hierzu würden auch private Holzöfen beitragen“, erklärt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Insbesondere veraltete und falsch befeuerte Anlagen produzieren erhebliche Mengen Feinstaub und Ruß. Auch moderne Öfen und Kessel bergen noch erhebliches technisches Verbesserungspotential.“ Einen neuen Trend setzen Pelletskaminöfen. Als noch junges Marktsegment konnten sie sich in den vergangen Jahren in einer Nische etablieren, mit schwankenden Absätzen. Der HKI spricht von 185.000 und das DEPI von 116.500 insgesamt bereits bis Ende 2014 verkauften Pelletskaminöfen. Die moderne Holzenergie hat sich erheblich weiterentwickelt, unterstreicht DEPI-Geschäftsführer Bentele. Ein Pelletskaminofen biete eine saubere Verbrennung und einen hohen Bedienkomfort, eingepackt in eine moderne, ansprechende Optik. Bentele spricht von „Wohnatmosphäre auf Knopfdruck“. Denn Pelletskaminöfen werden automatisch befeuert. So lasse sich ursprüngliches Feuerstellenerlebnis mit moderner Heiztechnik verbinden. Die Feuerungstechnik und auch der Energieträger Holz seien optimiert. Wie moderne Kaminöfen können auch Pelletskaminöfen neben der Warmluftabgabe im Wohnraum auch zur Unterstützung der Heizung genutzt werden. Mittels eines wasserdurchflossenen Wärmeübertragers wird ein Teil der Verbrennungswärme abgezweigt und über einen Pufferspeicher in das Heizungssystem eingebunden. Der Anteil der in die Heizungsanlage eingespeisten Energie liegt dabei je nach Ofenmodell zwischen 25 und 90 Prozent. Bei geringem Wärmebedarf kann ein Pelletskaminofen in Kombination mit einer Solaranlage laut DEPI sogar die komplette Wärmeversorgung eines Hauses sicherstellen. Die seit 2015 verschärften Grenzwerte der 1. BImSchV für die Staub- und Kohlenmonoxidemissionen würden moderne Pelletsöfen problemlos einhalten.

Fernwärme in der Kritik

Bei der Beheizungsstruktur Deutschlands dominiert die klassische Zentralheizung. Doch in den vergangenen Jahren gewinnt zunehmend die Fernwärme an Bedeutung. 5,2 Prozent aller Wohngebäude sind an das Netz angeschlossen. Im Wohnungsbestand lag ihr Anteil in 2014 schon bei 13,5 Prozent. Das heißt, insgesamt 5,5 Mio. Wohnungen werden hierzulande mit Fernwärme versorgt. Im Bereich der Neubauten hat sie sich in den vergangenen zehn Jahren rasant verbreitet. Nach Information des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) und des BMWi wurden im Jahr 2004 noch 7,3 Prozent der neuen Wohnungen mit Fernwärme beheizt. In 2014 waren es dann schon 21,1 Prozent (Abb. 33).

Damit rangiert die Fernwärme bei den Beheizungssystemen in zum Bau genehmigten neuen Wohneinheiten in neuerrichteten Gebäuden auf Rang Zwei, zwar weit nach dem noch dominierenden Erdgas, aber doch schon knapp vor der Wärmepumpe. Mittlerweile verfügen die Kälte- und Wärmeversorger in Deutschland laut BDEW über ein Versorgungsnetz mit einer Trassenlänge von rund 26.000 km (Abb. 34).

Im Jahr 2014 wurden 129 Mrd. kWh Wärme ins Netz eingespeist. Rund 115 Mrd. kWh davon kamen bei den Kunden an. Hauptabnehmer war die Industrie mit 52 Mrd. kWh, auf den Bereich Haushalte entfielen 42 Mrd. kWh (Abb. 35).

Rund 70 Prozent der Fernwärme stammte aus Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Der überwiegende Rest kam aus reinen Heizkraftwerken sowie ein geringer Anteil aus industrieller Abwärme. Als Brennstoff zur Fernwärmeerzeugung wird überwiegend Erdgas eingesetzt. Von Bedeutung sind zudem erneuerbare Energien, Siedlungsabfälle und Steinkohle (Abb. 36).

Laut einer Studie des BDEW sind die Verbraucher hierzulande auch zufrieden mit ihrem leitungsgebundenen Heizungssystem Fernwärme. Positiv bewertet würden neben der einfachen Handhabung vor allem ein hoher Sicherheitsstandard sowie die Modernität und Fortschrittlichkeit des Heizungssystems. Zudem sei die Zufriedenheit mit dem Preis bei der Heizenergie Fernwärme insgesamt größer als bei anderen Energieträgern. Doch gerade bei dem letzten Punkt gibt es auch kritische Meldungen aus dem Markt. So gehen bei Verbraucherzentralen regelmäßig Anfragen und Beschwerden über einen als zu hoch empfundenen Wärmepreis ein. Häufig besteht der Verdacht, dass Fernwärmeversorger ihre monopolartige Stellung missbrauchen. Kritisch werden aber auch die kommunalen Eingriffe in den Bereich der Heizung gesehen, z. B. von der Allianz Freie Wärme, in der sich unter anderem der BDH, der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima), das IWO (Institut für Wärme und Oeltechnik) und der ZIV engagieren. So sei bereits in über 1.200 deutschen Städten und Gemeinden eine freie Wahl der Wärmeerzeugung für Bauherren und Hausbesitzer nicht mehr möglich. Dabei sprechen die Kommunen in Neubaugebieten oder bei Modernisierungsprojekten Anschlusszwänge an Nah- und Fernwärmenetze aus. Der mittelständisch geprägte Wärmemarkt mit Handwerkern, Schornsteinfegern, Großhandel und Industrieunternehmen werde massiv in Mitleidenschaft gezogen. Monopolistisch geprägte Anschluss- und Benutzungszwänge oder Verbrennungsverbote würden den Verbrauchern die freie Wahl der Heizungstechnik und des Energieträgers nehmen. „Insgesamt erscheint der Schutz der Verbraucher im Fernwärmemarkt gerade wegen der Monopolstellung der Fernwärme-Anbieter unzureichend“, lautet auch ein Fazit des vom BMJV (Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz) geförderten „Praxisbericht Fernwärme und Verbraucherschutz“ der Verbrauchzentrale Hamburg. So bestehe eine Vielzahl struktureller verbraucherpolitischer Probleme. Nun wolle sich das BMJV in der Debatte und der Gesetzgebung im Rahmen der Energiewende für mehr Transparenz und Verbraucherschutz auf dem Fernwärmesektor einsetzen. Die Bundesregierung habe sich zum Ziel gesetzt, die Energieeffizienz zu steigern, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben und die Produktion von Strom und Wärme effizient zu vernetzen. Die Aussichten für einen Ausbau der Nah- und Fernwärmeversorgung seien daher gut. Wesentliche Voraussetzung sei aber auch die Akzeptanz bei den Verbrauchern.

Freitag, 23.09.2016