Nachhaltigkeit

Tempo aufnehmen und vorhandenes Wissen nutzen

Dienstag, 02.08.2022

DGNB entwickelt Gebäuderessourcenpass und startet Kommentierung.

Im Koalitionsvertrag hatte die neue Bundesregierung angekündigt, einen digitalen Gebäuderessourcenpass einzuführen, ohne diesen inhaltlich näher zu konkretisieren. Was dieser inhaltlich umfassen sollte, hat die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. jetzt als Vorschlag veröffentlicht und bis Mitte September zur Diskussion gestellt. Die Non-Profit-Organisation erhofft sich davon mehr Geschwindigkeit bei der Einführung des Instruments und mehr Akzeptanz für die Anwendung. An der Ausgestaltung des Gebäuderessourcenpasses beteiligte sich der neu gegründete DGNB Ausschuss für Lebenszyklus und zirkuläres Bauen.

Bild zeigt DGNB Logo
Quelle: DGNB e.V.
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. veröffentlicht Vorschlag zu Gebäuderessourcenplan und stellt diesen bis Mitte September zur Diskussion.

Der Energieausweis hat sich im Gebäudebereich in den vergangenen Jahren erfolgreich etabliert. Dieser betrachtet jedoch nicht die für den Klimaschutz so wichtige Zielgröße der CO2-Emissionen und fokussiert auf die Nutzungsphase einer Immobilie. Die Konstruktion und die dort entstandenen negativen Umweltwirkungen sind ausgespart. Hier setzt die Idee eines Gebäuderessourcenpasses an. In ihrem im November 2021 veröffentlichten Koalitionsvertrag hatte die Bundesregierung die Einführung eines solchen digitalen Gebäuderessourcenpasses bereits angekündigt. Es soll eine Maßnahme sein mit dem Ziel, „die Grundlagen (zu) schaffen, (um) den Einsatz grauer Energie sowie die Lebenszykluskosten verstärkt betrachten zu können.“ Ein weiteres in diesem Zusammenhang formuliertes Ziel der Ampelkoalition ist es, „auch im Gebäudebereich zu einer Kreislaufwirtschaft (zu) kommen.“

„Diese Ankündigung hat uns gefreut, weil sie genau die Zielsetzungen unterstützt, für die wir uns seit 15 Jahren einsetzen“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Aber es ist wichtig, dass wir hier Tempo aufnehmen und vorhandenes Wissen nutzen. Die Aufgabe, vor der wir gesellschaftlich stehen, ist zu groß, um über die x-te gut dotierte Ausschreibung das Rad wieder neu zu erfinden, um am Ende das Ergebnis unter den Einflüssen von Lobbyverbänden verwässern zu lassen.“

Fokus auf Inhaltsstoffe, Umweltwirkungen und zirkuläre Nutzung

Das grundlegende Prinzip ist einfach: In dem Ressourcenpass sollen individuell für jedes Gebäude die wesentlichen Informationen rund um den Ressourcenverbrauch, die Klimawirkung und die Kreislauffähigkeit transparent angegeben werden. Bei der inhaltlichen Ausgestaltung des jetzt präsentierten Entwurfs hat die DGNB sich an sechs übergeordneten Bereichen orientiert. Zu Beginn steht die Abfrage von allgemeinen Informationen zur Immobilie wie Standort, Baujahr und Art der Bauweise. Des Weiteren soll unter anderem die Gesamtmasse des Gebäudes erfasst werden. Ein wesentlicher Fokus des Instruments liegt auf Angaben zu den verbauten Inhaltsstoffen sowie zur Verwendung zirkulärer Wertstoffe. Eine Auflistung der eingesetzten Materialarten ist ebenso gefragt wie Angaben zum Einsatz kritischer Inhaltsstoffe. Neben den Bau- und Abbruchabfällen wird auch der Anteil nachwachsender Rohstoffe sowie wiederverwendeter oder rezyklierter Materialien erfasst.

Der Ressourcenpass soll zudem Transparenz liefern hinsichtlich der Umweltwirkungen eines Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus, genauer über eine Referenznutzungsdauer von 50 Jahren. Im Entwurf der DGNB werden die ökobilanziell ermittelten Treibhausgasemissionen des Bauwerks ebenso ausgewiesen wie dessen Primärenergiebedarf aus nicht-erneuerbaren Energiequellen. Durch die verpflichtende Auseinandersetzung mit den verbauten Massen soll der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen gefördert und ein Bewusstsein für deren Wert geschaffen werden.

Gleiches gilt für eine möglichst zerstörungsfreie Demontage sowie zur sortenreinen Trennung im Falle eines Umbaus oder Rückbaus. In diesem Zusammenhang sollen die perspektivischen Nachnutzungswege der verbauten Materialien dargelegt werden. Letztlich fragt der Gebäuderessourcenpass noch ab, ob eine digitale Dokumentation der Zirkularität des Gebäudes vorhanden ist und ob diese regelmäßig aktualisiert wird.

All die genannten Aspekte sind im Sinne der DGNB Mindestinformationen eines Gebäuderessourcenpasses. Zusätzlich will die DGNB zur Angabe weiterer Informationen rund um die zirkuläre Nutzung der Immobilie motivieren.

Zu den freiwillig auszufüllenden Punkten zählen der Flächennutzungsgrad des Gebäudes sowie der Anteil von Flächen im Gebäude, die zur Mehrfachnutzung vorgesehen sind. „Die Zusammenstellung der Inhalte macht deutlich, dass es uns nicht singulär um eine reine Förderung der Kreislauffähigkeit oder die Minimierung der CO2-Emissionen in der Konstruktion geht“, erklärt Lemaitre. „Vielmehr brauchen wir das intelligente Zusammenspiel all der genannten Komponenten und die dazugehörige Planungskompetenz, um diese Themen ganzheitlich in reale Gebäude zu überführen. Denn der Gebäuderessourcenpass sollte neben der reinen Bestandsaufnahme auch eine Zielstellung geben, worauf es bei allen künftigen Gebäuden ankommt im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz.“

Unter www.dgnb.de/gebaeuderessourcenpass steht ein Beispielentwurf des Gebäuderessourcenpasses in aggregierter Form zum Download zur Verfügung. Zusätzlich gibt es ein Dokument mit den Detailanforderungen, in dem auch der Bezug zur EU-Taxonomie, zum Berichtsrahmen Level(s) sowie zur DGNB Zertifizierung genannt wird. Beide Dokumente stellt die DGNB bis zum 18. September 2022 zur Kommentierung bereit. So findet sich unter demselben Link ein Formular, über das Interessierte ihre Anregungen zur Weiterentwicklung und Finalisierung des Instruments an die DGNB übermitteln können.

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