Jetzt kommt der smarte Sinkkasten

Digitale Welle in der Wasserwirtschaft

Mittwoch, 15.11.2017

Die deutsche Wasserwirtschaft ist weltweit vorbildlich: Das Trinkwasser als wichtigstes Lebensmittel hat hierzulande höchste Qualität. Welchen zusätzlichen Nutzen die Digitalisierung für die Branche bringen kann, will die Initiative Kommunal 4.0 praktisch erproben.

So sieht eine gesunde, gut aufgestellte Branche aus: Die Preise ihrer Produkte liegen seit Jahren immer deutlich unter der jeweiligen Inflationsrate. Zwei Drittel der Kunden benoten den Service mit gut bis sehr gut, ähnlich hoch bewertet wird das Preis-Leistungsverhältnis. Ob das an der weit über dem Durchschnitt liegenden, hohen Investitionsrate von 18 Prozent des Umsatzes liegt?

Hohe Investitionsrate: Fast zwei Drittel fließen in das Rohrnetz.
Quelle: BDEW
Hohe Investitionsrate: Fast zwei Drittel fließen in das Rohrnetz.

Die Rede ist von der deutschen Wasserwirtschaft. Deren Erfolg steht auf fünf Säulen:

  • Der langfristigen Sicherheit der Ver- und Entsorgung,
  • der hohen Qualität des Trinkwassers,
  • den hohen Standards der Abwasser-Entsorgung,
  • der Zufriedenheit der Kunden und
  • dem schonenden Umgang mit den Ressourcen.

Soweit – so prima. Jetzt aber klopft der digitale Zeitgeist laut vernehmlich an der Pforte, wie SanitärJournal und Integrale Planung berichteten. Ob der allfällige digitale „Sturm und Drang“ für die wenigen großen und die Vielzahl kleiner und mittlerer Ver- und Entsorgungsunternehmen der Wasserwirtschaft mehr ist als modischer Hype, will das Projekt Kommunal 4.0 ergründen.

KOMMUNAL 4.0

Die Wasser- und Abwasserwirtschaft leistet einen wesentlichen Beitrag, um vor Ort gut leben und arbeiten zu können, wie das BMWi treffend bemerkt. Damit das angesichts kommender demografischer und klimatischer Veränderungen auch so bleibt, sei die Digitalisierung unumgänglich.

Dirk Wiese vom BMWi erläutert das ganz konkret: „Stark schwankende Wetterlagen und Niederschlagsmengen stellen die Betriebe der kommunalen Wasserwirtschaft vor große Herausforderungen: Plötzliche Unwetter wie die der vergangenen Wochen erfordern schnelle, flexible und vorausschauende Reaktionen. Dabei ist es wichtig, dass benachbarte Wasserbetriebe koordiniert vorgehen. Digitale Lösungen, die das in Echtzeit ermöglichen würden, werden aber noch zu selten angewendet. Zwar erfassen die einzelnen Betriebe viele Daten, diese sind aber häufig nur intern verfügbar. Hier setzt das Projekt ‚Kommunal 4.0‘ an. Es soll die Wasserwirtschaft dabei unterstützen, die Potenziale der Digitalisierung besser zu nutzen und sich übergreifend zu vernetzen. Wasser- und Abwasseranlagen sollen so zukünftig vorausschauender und kostengünstiger betrieben und geplant werden.“

Schnelleinstieg in KOMMUNAL 4.0: Mit dem Niederschlagsportal NiRa.web weiß man, wann es wo wieviel regnet – auf den Quadratkilometer genau.
Quelle: HST-Systemtechnik GmbH & Co.KG
Schnelleinstieg in KOMMUNAL 4.0: Mit dem Niederschlagsportal NiRa.web weiß der Nutzer, wann es wo wieviel regnet – auf den Quadratkilometer genau.

Smarter Sinkkasten in Siegen

Bis dato existieren bundesweit vier Pilotprojekte im Rahmen von Kommunal 4.0. So wird in Siegen das „Einlauf- und Sinkkästen-Management“ optimiert: Derzeit sorgen drei spezielle Fahrzeuge für die jährlich zweimalige Reinigung der Kästen. Jetzt sollen webbasierte Anwendungen sowie Geografische Informationssysteme (GIS), Sensor- und Niederschlagsdaten zustandsorientierte Wartungsarbeiten erlauben – der ‚smarte’ Sinkkasten meldet sich, wenn er voll ist! So werden Rückstau- und Überlaufschäden vermieden, ebenso Leerfahrten, was wiederum Kosten spart – lautet zumindest die Erwartung.

Erstes Ziel von Kommunal 4.0 ist die Schaffung einer gemeinsamen Plattform für alle beteiligten Kommunen und wasserwirtschaftlichen Unternehmen. Sie dient der effizienten Speicherung der in unterschiedlichsten Formaten bereits vorliegenden Daten. Deren Konvertierung ist bislang ein ‚digitaler‘ Stolperstein, ebenso wie der Datenschutz und die IT-Sicherheit.

Für zusätzliche Pilotprojekte sucht die Initiative weitere Kommunen und wasserwirtschaftliche Unternehmen. Hier der Link zu KOMMUNAL 4.0

Wegen des vergleichsweise niedrigen Pro-Kopf-Verbrauchs von Trinkwasser erwägt die Wasserwirtschaft eine mehr an den Fixkosten orientierte Preisgestaltung.
Quelle: BDEW
Wegen des vergleichsweise niedrigen Pro-Kopf-Verbrauchs von Trinkwasser erwägt die Wasserwirtschaft eine mehr an den Fixkosten orientierte Preisgestaltung.

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