Nutzen der Integralen Planung

Notwendig oder überflüssig? Was zeichnet eine gute Integrale Planung aus? Und warum ist sie einem herkömmlichen Planungsprozess vorzuziehen? Der Planer (en.eco Ingenieurbüro für Energie- und Gebäudetechnik, München) und seine Sicht der Dinge...

Die Voraussetzungen für den Erfolg der Integralen Planung liegen zunächst in der Motivation und dem Kooperationswillen bei allen Projektbeteiligten, in der intensiven und präzisen Kommunikation unter den Planungsbeteiligten und nicht zuletzt beim interdisziplinären Denken. Aber auch der Prozess selbst spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg: Zum einen werden die Vorstellungen und Anforderungen des Bauherrn bei einer Integralen Planung klar definiert und dokumentiert. Dadurch laufen Planungsprozesse strukturierter, transparenter und zielorientierter ab, als dies bei solitären Arbeitsschritten der Fall wäre. Zudem sind Abweichungen von quantitativen oder qualitativen Vorgaben des Bauherrn eher erkennbar. Die Folge: Planungskosten werden gesenkt beziehungsweise die Planungsqualität erhöht.

Anders als bei einem herkömmlichen Planungsprozess werden bei einer Integralen Planung Bauwerk und Gebäudetechnik präzise aufeinander abgestimmt. So findet an den Schnittstellen eine optimierte Abstimmung statt: Kompatibilität wird gewährleistet und Fehldimensionierungen vermieden, Synergien sowie Effizienzsteigerungspotentiale werden erkannt und können genutzt werden. Durch die Übereinstimmung von Vorgaben über Planung und Ausführung wird so eine übergreifende Qualitätssicherung über alle Projektphasen gewährleistet. Und ganz nebenbei werden Investitionen und laufende Betriebskosten reduziert.

Wie sieht der konventionelle Planungsprozess aus?

Üblicherweise beauftragt ein Bauherr zunächst einen Architekten, der im Rahmen der Vorstellungen und Anforderungen des Bauherrn ein architektonisches Konzept entwirft. Hierbei stehen

im Vordergrund.

Ist das bauliche Konzept im Wesentlichen entwickelt, werden die Fachplaner für die technischen Gewerke beauftragt. Sie errechnen auf Basis des baulichen Konzeptes Wärme-, Kälte- und Luftbedarf und entwickeln auf dieser Grundlage die gewerkespezifischen Versorgungskonzepte. Aus den vorgesehenen Nutzungen und der technischen Ausstattung ermittelt der Elektroplaner den elektrischen Leistungsbedarf und erarbeitet daraus das Elektroversorgungskonzept. Die Kommunikation zwischen Architekten und Fachplanern ist durch deren unterschiedliche Sprache und die verschiedenen Betrachtungsweisen des Gebäudes allerdings massiv erschwert. Selbst die Verständigung der Fachplaner untereinander verläuft nicht immer reibungslos, und nicht selten wird zum Beispiel bei der Weitergabe von Daten aus einem Anschlusswert eine mittlere Leistung und daraus eine Leistung mit Gleichzeitigkeit – ist die Erfahrung aus langjähriger Praxis.

Diese Kommunikationshemmnisse kosten den Bauherrn aber Zeit und Geld – sowohl hinsichtlich der Herstellungskosten durch fehldimensionierte Anlagen als auch bezüglich der Gebäudebetriebskosten durch unnötige Energie- und Instandhaltungskosten.

Was bedeutet Integrale Planung?

Eine umfassende Integrale Planung beinhaltet die folgenden Bereiche der Integration:

Fachliche Integration

Architektonische Gestaltung, Bauwerk und sämtliche technischen Gewerke sind durch gegenseitige Auswirkungen eng miteinander verwoben: Die Fassadengestaltung des Architekten bestimmt Wärme- und Kältebedarf sowie die natürliche Gebäudelüftung und damit das Raumluftkonditionierungskonzept. Die Notwendigkeit einer abgehängten Decke für die Leitungsführung, die Akustik oder die Raumgestaltung beeinflusst wesentlich das thermische Verhalten des Raumes und somit wiederum das Raumluftkonditionierungskonzept. Das Lüftungskonzept wiederum stellt umgekehrt Anforderungen an die Fassade und beeinflusst beispielsweise den Bedarf an Technikflächen und die Lage von Kanaltrassen – um nur einige Beispiele zu nennen. Das ist bekannt. Aber wird heute bei den gängigen Projekten auch danach gehandelt?

Die Integrale Planung beachtet dieses System der gegenseitigen Abhängigkeiten und macht es transparent, bedingt eine intensive Kommunikation der Planungsbeteiligten, sorgt für eine „Übersetzung“ der unterschiedlichen Sprachen und macht ein fachlich integriertes, das heißt gesamtheitliches Konzept über alle Gewerke zum obersten Ziel.

Chronologische Integration

Die chronologische Integration erweitert den Planungshorizont weit über den Zeitpunkt der Gebäudeübergabe an den Nutzer hinaus. Die verschiedenen Aspekte des Gebäudemanagements werden so bereits in frühen Planungsphasen thematisiert: Instandhaltungsmanagement, Energiemanagement, Reinigung, Entsorgung, Sicherheit...Auch Anforderungen an die Flexibilität hinsichtlich künftiger Nutzungsänderungen gehen in das Konzept ein.

Perspektivische Integration

Durch die perspektivische Integration werden zusätzliche Aspekte bei der Beurteilung von Lösungen herangezogen. Neben der rein funktionalen Bewertung und der Betrachtung der jeweils in Bezug stehenden Investitionen kommen im Rahmen der perspektivischen Integration die laufenden Kosten für Energie, Instandhaltung, Bedienung und Reinigung, die Behaglichkeit der Gebäudenutzer, die Vermeidung gesundheitlicher Beeinträchtigungen sowie ökologische Gesichtspunkte zur Geltung.

Der Integrale Planungsprozess

Der Ablauf und die Funktionen im Integralen Planungsprozess: Ein übergreifend tätiger Berater stellt eine umfassende Kommunikation und Dokumentation im Planungsablauf sicher. Er sorgt für eine Sammlung, Aufbereitung und gezielte Verteilung von Informationen. Durch sein gewerkeübergreifendes Know-how wirkt er kreativ beratend an der Konzeptentwicklung mit. Als Controller begleitet und dokumentiert er zudem die Umsetzung des integralen Konzeptes bis in den Gebäudebetrieb.

Die Instrumente der Integralen Planung im Überblick:

Wärmeversorgung, Raumheizung, winterlicher Wärmeschutz, thermische Speichermassen, passive Solarenergie­nutzung, Elektrobedarf der Wärmeversorgung, MSR-Technik, Verbrauchserfassung

Warm- und Kaltwasserversorgung, sanitäre Einrichtungen, Wasseraufbereitung, Regenwassernut-zung, Elektrobedarf der Wasserversorgung, MSR-Technik, Verbrauchserfassung

Kälteversorgung, Raumkühlung, sommerlicher Wärmeschutz, thermische Speichermassen, innere Kühllasten, Elektrobedarf der Kälteversorgung, Wärme-Kälte-Kopplung, Grundwassernutzung, MSR-Technik, Verbrauchserfassung

Raumluftversorgung, Luftbehandlung, Raumlüftung, Fassadenkonzept, Querlüftung, Nachtlüftung, Wärmerückgewinnung, Elektro-, Wärme- und Kältebedarf der Raumlufttechnik, MSR-Technik

Elektroenergieversorgung (Normalnetz, Ersatznetz, USV, Kraft-Wärme-Kopplung), Stromverteilung, Elektrosmog, Verbrauchserfassung

Raumbeleuchtung (Tageslichtnutzung, künstliche Beleuchtung direkt/indirekt, Beleuchtungssteuerung)

Weiterführende Informationen: http://www.eneco.de

Dienstag, 27.09.2016