Nachhaltigkeit

Wohnhaus in Holz-Hybrid-Bauweise

Freitag, 03.07.2020

Der "Eisberg": Mietwohnungsbau von rundzwei Architeken in Berlin-Moabit.

Eine schmale Baulücke in Berlin-Moabit haben rundzwei Architekten mit einem Wohnhaus in Holz-Hybrid-Bauweise geschlossen. Zur Straße hin zeigt sich der "Eisberg" mit seiner hellen Aluminium-Fassade städtisch und kühl. Die nach Süden ausgerichtete Hofseite mit außen liegender Erschliessung bietet maximale Offenheit, viel Licht und großzügige Balkone. Das Niedrigenergiehaus wurde größtenteils aus wiederverwertbaren Materialien gebaut und nutzt das kleine Grundstück optimal aus: Auf nur 100 m² Grundfläche entstanden so elf barrierearme Mietwohnungen.

Ein weißes, mehrstöckiges Gebäude an einer Straße.
Quelle: Gui Rebelo
Die Straßenfassade ist mit einer nahezu flächenbündigen Außenhaut aus gewelltem Aluminiumblech überzogen.

Flächenmaximierung durch Kreativität

Sowohl die unterschiedlichen Fassaden als auch die planerischen Eingriffe zur Flächenmaximierung prägen das Erscheinungsbild des Wohngebäudes: Straßenseitig vergrößert ein geschwungener Erker die Wohnungen. Hofseitig haben Marc Dufour-Feronce und Andreas Reeg den Treppenkern und den Fahrstuhl nach außen, in den Hof hinein verschoben. So konnten die Architekten auf dem relativ kleinen Grundstück die maximal mögliche Nutzfläche generieren. Dieser pragmatische Umgang mit dem größten baurechtlich machbaren Gebäudevolumen wird in Grundrissen und Fassaden architektonisch konsequent weiterentwickelt.

Vom Erdgeschoss bis zum 4. Obergeschoss ermöglicht die ungewöhnliche Geometrie komfortable Grundrisse für neun 2-Zimmer-Mietwohnungen mit jeweils ca. 55 m² Nutzfläche. Die loftartigen Koch-, Ess- und Wohnbereiche verbinden Nord- und Südfassade. Querlüftung und Ausblicke in beide Richtungen sind dadurch möglich. Alle Wohnungen verfügen über direkt an das Schlafzimmer anschließende Bäder und einen Hauswirtschaftsraum.

Im fünften und sechsten Obergeschoss liegen zwei Maisonette-Mietwohnungen mit jeweils 96 m² Nutzfläche. Hier hat der zum Hof hin orientierte Koch-, Ess- und Wohnbereich eine doppelte Raumhöhe. Über den Fahrstuhl sind alle Wohnungen stufenlos erreichbar. Auch im Inneren sind alle Wohneinheiten (bis auf die Maisonette-Wohnungen) komplett altersgerecht schwellenfrei ausgeführt.

Flächenbündige Außenhaut versus offene Gerüststruktur

Die symmetrisch und streng gerastert angelegte Straßenfassade ist mit einer nahezu flächenbündigen Außenhaut aus gewelltem Aluminiumblech überzogen. Sie zieht sich als natürliche, fließende Form über den zurückspringenden Eingangsbereich im Erdgeschoss und den elegant aus der Fassade gewölbten Erker darüber. Alle Fenster zur Straße hin können mit Klappläden verschlossen werden. Das Aluminiumblech an deren Außenseiten ist perforiert, so dass das Tageslicht auch im geschlossen Zustand durch die Fenster fällt und der Blick nach draußen weiterhin möglich ist.

Nach Süden zeigt "Der Eisberg" ein ganz anderes Gesicht: Eine offene Gerüststruktur trägt und umschließt den in den Hof geschobenen Treppenkern und Fahrstuhl sowie die langgestreckten Balkone vor allen Wohnungen. Durch bodentiefe Fenster dringt die Sonne im Winter weit in die Räume ein, im Sommer schützen die durchgehenden Balkonflächen vor zu viel Sonneneinstrahlung, ohne die Blickverbindung zum hellen Innenhof mit altem Baumbestand zu beeinträchtigen. Im Dachgeschoss sorgt das extensive Gründach für einen Kühlungseffekt während der heißen Monate des Jahres.

Fahrstuhl mit gelber Streckmetallverkleidung.
Quelle: Gui Rebelo
Der Fahrstuhl ist mit einer Streckmetallverkleidung versehen und leuchtend goldgelb lackiert.

Beschleunigter Bauprozess dank Holzfertigteilen

Der "Eisberg" ist als Holzskelettbau mit tragenden Vollholzdecken, Fassadenelementen in Holztafelbauweise, Kalksandstein- und Stahlbetonwänden sowie Stahl- und Holzstützen realisiert. Soweit wie möglich wurden Holzfertigteile eingesetzt, um den Bauablauf zu beschleunigen und die Ausbauarbeiten so gering wie möglich zu halten. Durch die statischen Aufbauten der Wände und Dächer erreicht das Gebäude den Niedrigenergie-Standard (KfW 55).

Eine leere Wohnung.
Quelle: Gui Rebelo
Klares Farbkonzept: Graue Sichtestrichböden, weiße Wandflächen und Treppen unter einer Decke aus Fichtenholz.

Die feuchtigkeitsabsorbierenden Holz- und Kalkputzoberflächen der Konstruktion und Innenwandbekleidungen sind offenporig und tragen so zur natürlichen Klimatisierung der Raumluft bei. Dies verringert eventuelle spätere Bauschäden durch nicht ausreichende manuelle Lüftung der Mieter. Eine Fernwärme-Heizungsanlage versorgt die Fußbodenheizungen der Wohneinheiten. Der Luftwechsel erfolgt automatisiert und geräuscharm in den Bädern und Küchen sowie durch feuchtegesteuerte Nachtstromöffnungen in den Fenstern. Dadurch kann auf eine komplexe Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verzichtet werden.

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