Nachhaltigkeit

Mit DGNB-Zertifikaten auf dem Weg zu nachhaltigen, klimaneutralen Gebäuden

Dienstag, 18.06.2019

Seit etwas mehr als zehn Jahren vergibt die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) Zertifikate für nachhaltige Gebäude.

Aufbauend auf einem ganzheitlichen Ansatz haben sich nicht nur für die Gebäudetechnik die Anforderungen im Laufe der Zeit immer weiterentwickelt. Stärker denn je im Fokus ist der Klimaschutz – für Gebäude mit einer positiven CO2-Bilanz.

Spätestens seit der Weltklimakonferenz 2015 in Paris und dem dazugehörigen globalen Klimaschutzabkommen ist klar, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können – auch im Bau- und Immobilienbereich. Zu groß ist der Beitrag des Sektors zum CO2-Ausstoß, zum Ressourcenverbrauch und dem Abfallaufkommen. Positiv formuliert gibt es große Hebel, die die Protagonisten der Branche umlegen können, um sinnvoll mehr bzw. das Richtige zu tun.

Dass der Weg hin zu nachhaltigen, bestenfalls klimaneutralen Gebäuden möglich ist, dafür gibt es inzwischen zahlreiche Beispiele. Im Prinzip zeigt jedes DGNB-zertifizierte Projekt, wieviel sich heute bereits sinnvoll umsetzen lässt. Hinzu kommt, dass dem gerne als Begründung gegen das nachhaltige Bauen genutzten Argument der Mehrkosten die inhaltliche Grundlage fehlt. Das gilt unter langfristigem Blickwinkel noch mal mehr, wenn man, wie die DGNB, unter Nachhaltigkeit die Kombination aus Qualität und Zukunftsfähigkeit versteht.

Die
Quelle: Roland Halbe
Ein aktuelles Projekt ist die "Alnatura Arbeitswelt" in Darmstadt – der Neubau hat das DGNB-Zertifikat in "Platin" erhalten.

Mit welchen Maßnahmen und Lösungen Architekten, Fachplaner und Bauherren den nachhaltigen Weg am besten beschreiten können, greift die DGNB in ihrem Zertifizierungssystem auf. Sämtliche der über 30 Kriterien, die die Grundlage der Bewertung bei Neubauten bilden, leisten einen Beitrag hin zu mehr Nachhaltigkeit. Im Fokus stehen dabei nicht allein Aspekte, die sich positiv auf Umwelt und Klima auswirken. Die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme über den gesamten Gebäudelebenszyklus ist gleichermaßen wichtig. Genauso wie die Menschen als Gebäudenutzer mit ihrem Bedürfnis nach Gesundheit und Komfort.

Einsatz und Integration von Gebäudetechnik

In einigen Kriterien spielt auch die Gebäudetechnik eine wichtige Rolle. Dies gilt allen voran für das Kriterium "Einsatz und Integration von Gebäudetechnik". Mit diesem verfolgt die DGNB das Ziel einer Gebäudekonzeption mit einer bestmöglichen Nutzung passiver Systeme. Schließlich kann die Verringerung des Technisierungsgrads im Gebäude zu einem weniger störanfälligen Gebäudebetrieb führen. Auch die Einbindung von regenerativen Energien für die erforderlichen technischen Systeme steht im Fokus.

Zudem soll erreicht werden, dass ein Gebäude mit möglichst geringem Aufwand an wechselnde Nutzungsbedingungen bzw. an technische Neuerungen angepasst werden kann. Der Einsatz einer resilienten Gebäudetechnik und die Nutzung regenerativer Energieträger reduzieren das Risiko von Kostensteigerung und externen Abhängigkeiten und sind in der Regel auf Langlebigkeit ausgelegt.

Die Bewertung in diesem Kriterium stützt sich auf eine Reihe unterschiedlicher Indikatoren. Neben der Planung und Umsetzung eines passiven Gebäudekonzepts ist dies einerseits die Anpassbarkeit der Verteilung auf Betriebstemperaturen für eine Einbindung von regenerativen Energien. Hinzu kommen die Zugänglichkeit der Technischen Gebäudeausrüstung sowie der Indikator "Integrierte Systeme", bei dem unter anderem der Zustand und die Ausbaufähigkeit der Systemintegration betrachtet werden. Für die Integration der Energieinfrastruktur in das Quartier bzw. in die direkte Umgebung vergibt die DGNB zwei sogenannte "Circular-Economy"-Boni, also Zusatzpunkte bei der Zertifizierung. Zum einen gibt es diese für eine Quartierslösung für regenerative Energie und zum anderen für die Umsetzung eines netzdienlichen Energiesystems.

Themenfelder des DGNB.
Quelle: DGNB
Mit welchen Maßnahmen und Lösungen Architekten, Fachplaner und Bauherren den nachhaltigen Weg am besten beschreiten können, greift die DGNB in ihrem Zertifizierungssystem auf. Sämtliche der über 30 Kriterien, die die Grundlage der Bewertung bei Neubauten bilden, leisten einen Beitrag hin zu mehr Nachhaltigkeit. In einigen Kriterien spielt auch die Gebäudetechnik eine wichtige Rolle. Dies gilt allen voran für das Kriterium "Einsatz und Integration von Gebäudetechnik".

Gebäudetechnik mit Relevanz in vielen weiteren Kriterien

Auch im Kontext der soziokulturellen Qualität eines Gebäudes spielt die Gebäudetechnik eine Rolle. Hier gibt es im Rahmen der Zertifizierung beispielsweise ein Kriterium, dessen Ziel es ist, für Winter und Sommer einen hohen thermischen Komfort zu gewährleisten – für eine angemessene Behaglichkeit, die je nach Nutzungstyp variieren kann.

Belohnt werden dabei unter anderem Maßnahmen, die den Nutzern eine möglichst große Einflussmöglichkeit auf die raumklimatischen Bedingungen ermöglicht, da dies das individuelle Wohlbefinden steigert. Indikatoren, die hier zur Bewertung beitragen, sind unter anderem die operative Temperatur, die Zugluft und die relative Luftfeuchte. Wer für das Gebäude die Überschreitungshäufigkeiten in der Heiz- und Kühlperiode auch auf Basis von prognostizierten Klimadaten für 2030 und 2050 ermittelt und dies in die Entscheidungsfindung mit einbezieht, erhält Bonuspunkte im Rahmen der Zertifizierung.

Einen wichtigen Einfluss auf das Zertifizierungsergebnis spielt die Gebäudetechnik zudem im Hinblick auf die gebäudebezogenen Kosten im Lebenszyklus – dem Kriterium mit der höchsten Gewichtung bei der DGNB-Zertifizierung. Ob mit einem geringen Energieverbrauch oder einer geringen Wartungsintensität: Technische Anlagen, die dazu beitragen, dass die Kosten für die Bewirtschaftung möglichst niedrig sind, punkten hier.

Prozessqualität entscheidend für den späteren Betrieb

Überhaupt ist mit Blick auf den Klimaschutz der Umgang mit den bestehenden Gebäuden in der Nutzung entscheidend. Daher bewertet die DGNB bereits in der Zertifizierung von Neubauten in einer Reihe von Prozesskriterien solche Aspekte, die für die Nachhaltigkeitsqualität im späteren Betrieb zentral sind – auch mit Bezug zur Gebäudetechnik.

Dies ist unter anderem im Kriterium "Dokumentation für eine nachhaltige Bewirtschaftung" der Fall. Ziel ist hierbei, den Gebäudebetrieb unmittelbar nach Fertigstellung optimal zu gestalten und die geplante Performance des Gebäudes mit möglichst geringen Abweichungen zur Planung in die Realität umzusetzen. Hierzu ist es erforderlich, dass alle relevanten Informationen für den Eigentümer, den Mieter sowie den Betreiber strukturiert vorliegen, zum Beispiel in Form von Wartungs-, Inspektions-, Betriebs- und Pflegeanleitungen.

In eine ähnliche Richtung zielt das Kriterium "Geordnete Inbetriebnahme". Positiv bewertet wird etwa, wenn ein angemessenes Monitoringkonzept für die Erfassung der Energieverbräuche erstellt wird. Auch eine Funktionsprüfung und Einweisung des Betreibers wird gefordert. Wenn im Sinne eines "Commissioning Managements" bereits zur Fertigstellung ein Fachplaner oder ein anderer unabhängiger Dritter für die weitere Einregelung etwa ein Jahr nach Bezug beauftragt wird, wirkt sich dies ebenfalls positiv auf das Zertifizierungsergebnis aus.

Fahrplan zum klimaneutralen Gebäude

Viele dieser Kriterien sind wichtige Bausteine auf dem Weg hin zu klimaneutralen Gebäuden. Politisch sind diese bereits gefordert – im Neubau als Standard bis 2030, im Bestand bis 2050. Es fehlt jedoch eine belastbare und für alle nachvollziehbare Methodik, wie dies gelingen kann. Für die DGNB ist es hier entscheidend, dass ein Ansatz etabliert wird, der den individuellen Status quo eines Gebäudes adäquat berücksichtigt.

Prinzipdarstellung eines Klimaschutzfahrplans.
Quelle: DGNB
Kernkomponente des DGNB-Rahmenwerks "Klimaneutrale Gebäude und Standorte" ist mit dem Klimaschutzfahrplan eine konkrete CO2-Management-Methode, die für jedes Gebäude, unabhängig von Nutzungstyp, Ausbaustandard und Zustand, individuell anwendbar sein soll. Diese Methodik wird aktuell an Pilotprojekten evaluiert und optimiert.

Wie dies aussehen kann, erprobt die DGNB seit Mitte 2018 mit dem Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte, das online frei verfügbar ist. Es ist gewissermaßen die Überführung des Paris-Abkommens in einen konkreten Fahrplan für jedes Gebäude auf dem Weg zur Klimaneutralität. Es enthält als Grundlage definierte Regeln für die CO2-Bilanzierung und darüber hinaus Regeln für die CO2-Berichterstattung im Sinne eines Emissionsausweises.

Herzstück des Rahmenwerks ist mit dem Klimaschutzfahrplan eine konkrete CO2-Management-Methode, die für jedes Gebäude, unabhängig von Nutzungstyp, Ausbaustandard und Zustand, individuell anwendbar sein soll. Diese Methodik wird aktuell an Pilotprojekten evaluiert und optimiert. Anschließend plant die DGNB, diese Vorgehensweise auch in ihre Zertifizierung für Gebäude im Betrieb zu überführen. Damit der Weg hin zu nachhaltigen, klimaneutralen Gebäuden keine "Black Box" bleibt.

Grundprinzip der Funktionsweise des Rahmenwerks für
Quelle: DGNB
Das Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte enthält als Grundlage definierte Regeln für die CO2-Bilanzierung und darüber hinaus Regeln für die CO2-Berichterstattung im Sinne eines Emissionsausweises.

Von Felix Jansen
Abteilungsleiter PR, Kommunikation und Marketing Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
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