BIM

BIM: Studie zeigt Chancen und Herausforderungen für die SHK-Branche

Dienstag, 11.12.2018

Welche Bedeutung hat Building Information Modeling (BIM) für die deutsche SHK-Branche?

Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) hat diese Frage zusammen mit der Unternehmensberatung Munich Strategy in einer ausführlichen Studie untersucht. Befragt wurden 1.400 Akteure der deutschen SHK-Branche – Hersteller, Handwerker und Architekten.

Ein Wolkenkratzer von unten nach oben fotografiert.
Quelle: Juhasz Imre / https://www.pexels.com

Die gemeinsame Untersuchung zeigt: Building Information Modeling wird sich auch in der SHK-Branche langfristig durchsetzen. Während die Arbeitsmethode BIM in westeuropäischen Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden schon weit verbreitet ist, gehört Deutschland allerdings bei der Nutzung bisher nur zu den Schwellenländern.

"Das wird sich schneller ändern, als viele heute denken", urteilt Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK. Immer mehr Auftraggeber werden auf BIM setzen, denn Vergleiche zwischen 'BIM-Gebäuden' und Gebäuden, die auf traditionelle Weise gebaut werden, mache deutlich: Die Nutzung von BIM könne die Gesamtkosten im Lebenszyklus um bis zu 30 Prozent reduzieren. Wichtig dafür sei allerdings ein einheitliches Verständnis von BIM und darauf aufbauend Standards zur Anwendung.

Ein weiteres Ergebnis der Studie offenbart, dass BIM in den einzelnen Gruppen der SHK-Branche sehr unterschiedlich behandelt und verstanden wird. Die Akzeptanz sinkt entlang der Wertschöpfungskette. Während 46 Prozent der Hersteller und 37 Prozent der Architekten/Planer nach eigener Einschätzung aktuell dazu in der Lage sind, nach BIM zu arbeiten, gaben dies bei den Handwerkern nur 5 Prozent an. Nur ein Viertel der Handwerksbetriebe wurde überhaupt bereits mit BIM konfrontiert – obwohl sich die Hälfte aller Betriebe an öffentlichen Ausschreibungen beteiligt, die ab 2020 das Arbeiten nach BIM voraussetzen. Der erhöhte Mehraufwand sowie technische Herausforderungen werden in allen drei Gruppen als wichtigste Gründe genannt, BIM nicht zu nutzen. Gleichzeitig erkennen BIM-Nutzer eine Steigerung der Effizienz im Vertriebs-, Planungs-, Kommunikations- und Verarbeitungsprozess.

Die Auswertung der in der Branche verwendeten Kommunikationsmittel belegt: Analoge Kanäle wie E-Mail und Telefon beherrschen die Branche nach wie vor. Plattformbasierte Funktionen wie Portale oder Ausschreibungstools, die für BIM Voraussetzung sind, verwenden nur 36 Prozent der Hersteller, 9 Prozent der Architekten und 18 Prozent der Handwerker.

Auch bei der Frage, ob BIM die Entscheidungsprozesse in der Branche verändert, zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen. Während 40 Prozent der Hersteller davon ausgehen, dass BIM eine Chance für neue Anbieter im Markt ist, sehen dies nur 2 Prozent der Architekten.

Fazit der Studie: BIM ist derzeit Schlagwort und Treiber des Digitalisierungsprozesses im SHK-Bereich. Digitalisierung ist aber mehr. Sie verändert Rollen und Geschäftsmodelle. Es gilt neue Datenpool-Modelle zu etablieren, die es Herstellern ermöglichen, ihre Produkte einer breiteren Zielgruppe anzubieten. Solange die Architekten ihren Selektionsprozess nicht verändern, wird der Mehrwert für die Industrie allerdings gering sein.

SHK-Unternehmen, die sich heute intensiv mit dem Thema BIM beschäftigen, wahren ihre Chance, an der zukünftigen Entwicklung erfolgreich zu partizipieren. Für die restlichen Akteure wird sich das Wettbewerbsumfeld laut der Studie mittelfristig stark verändern. Sie werden sich zwangsläufig auf Teilsegmente des Marktes wie den privaten Wohnbau sowie Renovierungs- und Reparaturarbeiten konzentrieren müssen, in denen BIM zunächst noch keine Rolle spielen wird. Die Studie entwirft das Szenario, dass bis zum Jahr 2030 75 Prozent aller Bauvorhaben nach BIM umgesetzt werden, da neben dem öffentlichen Bereich auch große gewerbliche Investoren BIM einfordern werden.

Damit sich auf allen Ebenen Effizienzsteigerungen einstellen, müssen sich alle Akteure entlang des Wertschöpfungsprozesses vernetzen und die Arbeitsabläufe integrieren. In der Studie wurde für jede Gruppe der Branche ein zukünftiges Rollenverständnis ausgearbeitet: Die Hersteller werden zum 'Datenlieferanten' und stellen die relevanten Daten in passender Qualität und Struktur für die jeweilige Zielgruppe bereit.

Die Architekten als 'Gatekeeper' halten den Planungsprozess für alle Teilnehmer entlang der Wertschöpfung offen und fordern auf beiden Seiten datenbasierte Kommunikationsprozesse ein. Die Handwerker werden zum 'Anwender': Sie erweitern ihr Verständnis von der Nutzung durchgängiger Daten sowie ihr Verständnis für die eigenen Betriebsprozesse und integrieren die notwendige Software in ihren Arbeitsalltag.

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