BIM

BIM als Selbstverständlichkeit

Dienstag, 14.07.2020

Die Hinterschwepfinger Projekt GmbH startete vor drei Jahren mit viel Engagement und Man-power in das Projekt Building Information Modeling (BIM).

Ein Mann sitzt vor zwei Computer-Bildschirmen an einem Schreibtisch, daneben steht ein zweiter Mann.
Quelle: Hinterschwepfinger
"Vor allem gefällt uns in Orca AVA die Nachvollziehbarkeit der bereits gezogenen Mengen auf der Mengenkarte im Leistungsverzeichnis. Das kleine IFC-Icon symbolisiert den Bezug zur IFC-Datei – per Mausklick wird mir exakt die übernommene Größe im IFC-Modell ausgewählt und angezeigt. Das ist echt praktisch", erklärt Teamleiter Thomas Meuer von der HKLS-Abteilung bei Hinterschwepfinger.

Seit dem Frühjahr 2020 ist die Hinterschwepfinger Projekt GmbH im oberbayerischen Burghausen ansässig. Von Anfang an ein Familienunternehmen, entwickelte sich Hinterschwepfinger über die letzten sechs Jahrzehnte zu einem Komplettanbieter für den Industrie- und Gewerbebau.

Das Leistungsportfolio reicht von der Standort- und Fabrikplanung über die gewerkeübergreifende Generalplanung, Architektur und Statik bis zum schlüsselfertigen Komplettbau. Durch das Wachstum auf mehr als 100 Mitarbeiter war der ursprüngliche Firmensitz des Unternehmens im nur wenige Kilometer entfernten Mehring aus allen Nähten geplatzt.

Das neu errichtete Bürogebäude konnte auf den Tag termingerecht bezogen werden, die Planungsabteilungen bewiesen so auch intern die Werte des Unternehmens, mit denen man seit über 60 Jahren am regionalen deutschen Markt besteht: Zuverlässigkeit und Vertrauen. Die Bauherren sind meist private, mittelständische Unternehmen, Partnerschaften sind oft von langjähriger Zusammenarbeit geprägt. Hinterschwepfinger sieht die Kostensicherheit, die sie dem Auftraggeber mit einem garantierten Maximalpreis bieten kann, als Erfolgsmodell. Building Information Modeling (BIM) als Grundlage für einen schnelleren und qualitativ hochwertigeren Planungsprozess wurde nicht am grünen Tisch entschieden, sondern entstand aus dem Wunsch, alltägliche Hürden und "Zeitfresser" zu überwinden. Die Kompatibilität verschiedener eingesetzter Software und deren stabile Zuverlässigkeit ist Voraussetzung. Seit 2008 nutzt das Unternehmen Orca AVA, die seit 2014 mit der IFC-Schnittstelle zu CAD-Software prädestiniert für den Austausch von Gebäudedaten ist.

Screenshot aus der Software Orca AVA.
Quelle: Orca
Für die Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (AVA) haben die HinterschwepfingerUnternehmen die Software Orca AVA bereits seit vielen Jahren im Einsatz.

Aus dem alltäglichen Tun entstanden

Ende 2017 stellten sich die Geschäftsführer Josef Hinterschwepfinger und Christian Hallweger die Frage, die sie schon lange beschäftigt hatte, laut: "Wie können wir aus einem sorgfältig erstellten 3D-Modell Massen herausziehen? Wann können wir unsere wertvolle Arbeitszeit effizienter einsetzen?" Mit dieser Frage wurde Niclas Schwinke, Projektleiter Architektur und mittlerweile BIM-Verantwortlicher, konfrontiert. Gleichzeitig wurde ihm das nötige Zeitfenster dafür eingeräumt. Auf mehr als zwei Jahre Arbeit zurückblickend, war es für ihn enorm wichtig, dass die Entscheidung, sich mit BIM-Prozessen zu beschäftigen, von der Geschäftsführung kam, gefördert und mitgetragen wurde. Im gesamten Unternehmen herrschte von Beginn an eine hohe Motivation für das Thema. "Denn wir waren und sind uns sicher, dass wir Bauvorhaben mit der gesamtheitlichen Betrachtung des Planungsprozesses schneller, wirtschaftlicher und qualitativ hochwertiger durchführen können", so Schwinke. Seine erste Aufgabe bestand darin, für Architekturmodelle, die bis zu diesem Zeitpunkt mit nur wenigen internen Standards gezeichnet wurden, eine einheitliche Planungsgrundlage herzustellen. Die Abhängigkeiten, die zum Beispiel bei der Benennung und der Planung von Elementen aus der HKLSE-Abteilung entstehen, konnten den Planern so verdeutlicht werden.

Für die Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (AVA) hatten die Hinterschwepfinger-Unternehmen die Orca-Software bereits seit vielen Jahren im Einsatz. Teamleiter Thomas Meuer aus der HKLS-Abteilung zeigt sich überzeugt von der intuitiven Anwendung, die es ihm ermöglicht, neue Mitarbeiter schnell mit der Software arbeiten zu lassen: "Obwohl wir aufgrund der Schnelligkeit der Produktänderungen im Sanitärbereich noch kein Muster-LV erstellen können, arbeiten wir mit der Orca AVA richtig effizient." Die Möglichkeit, aus der CAD-Software per IFC-Schnittstelle ein 3D-Gebäudedatenmodell zu übernehmen, sei ein weiterer Pluspunkt für die AVA-Software. Das Modell kann gedreht, gekippt und gezoomt werden, verschiedene und vor allem personalisierte Ansichten sind möglich. Für den optimalen Überblick können IFC-Elemente und Etagen ein- und ausgeblendet werden. Seine Abteilung behält so das für ihre Arbeit Wesentliche im Fokus. "Vor allem gefällt uns die Nachvollziehbarkeit der bereits gezogenen Mengen auf der Mengenkarte im Leistungsverzeichnis. Das kleine IFC-Icon symbolisiert den Bezug zur IFC-Datei – per Mausklick wird mir exakt die übernommene Größe im IFC-Modell ausgewählt und angezeigt. Das ist echt praktisch", erklärt Meuer.

Die nächsten Schritte

An diese "Leichtigkeit des Arbeitens" möchten die Fachbereiche von Hinterschwepfinger in Zukunft noch stärker anknüpfen. Das Ziel ist, dem Bauherrn ein komplettes 3D-Gebäudedatenmodell zu übergeben, in dem sich der ganze Prozess der Planung widerspiegelt. Wenn alle Daten bereits einmal erfasst wurden, macht es aus Sicht des Servicegedanken doch Sinn, so Projektleiter Schwinke, dieses dem Auftraggeber zur Verfügung zu stellen: "Dieser könnte es für das Facility Management nutzen. Die Wartung von Brandschutzklappen, zum Beispiel, wäre dann keine mühevolle Detailarbeit, sondern eine Aufgabe, die auf Knopfdruck passieren könnte und immer für die nötige Gebäudesicherheit sorgen würde." Auch hier ist die Übernahme relevanter Daten für das Facility Management über den offenen BIM-Standard der IFC-Schnittstelle möglich. Reichert man im Anschluss das Modell mit noch nötigen Daten für den Betriebs- und Wartungsmodus eines Gebäudes an, ist der Lebenszyklus eines Projektes am BIM-Modell realisierbar.

Das oberbayerische Unternehmen investiert dabei weiter in die Zukunft und beschäftigt einen Ingenieur im dualen Masterstudium mit dem Studien-Schwerpunkt "Digitales Bauen". "Derzeit analysiere ich im Segment der Kalkulation die aktuellen Prozesse, eingesetzte digitale Werkzeuge und die verschiedenen Austauschformate", erläutert Alexander Koch. Ein gesamtes digitales Modell besteht aus unterschiedlichsten Fachmodellen der einzelnen Abteilungen, die mit ihren Softwares IFC-Dateien übergeben können. Ein Teilerfolg für ihn wäre es, wenn er ein weiteres digitales Instrument zur Qualitätssicherung ermitteln könnte, das dem Gesamtmodell vorgeschaltet wäre und somit eine bessere Planungs- und später dann Ausführungsqualität erreichen lassen würde. Bei der Orca AVA erledigt diese Aufgabe bereits das IFC-Diagnosetool: Es listet Auffälligkeiten, die bei der Übernahme von der CAD-Software in die AVA-Software entstanden sind, auf und schlägt dem Anwender eine Liste zur Bearbeitung und Freigabe vor.

Porträt von Niclas Schwinke.
Quelle: Hinterschwepfinger
"Wenn alle Daten bereits einmal erfasst wurden, macht es aus Sicht des Servicegedankens doch Sinn, das 3D-Gebäudedatenmodell dem Auftraggeber zur Verfügung zu stellen. Dieser könnte es für das Facility Management nutzen. Die Wartung von Brandschutzklappen, zum Beispiel, wäre dann keine mühevolle Detailarbeit, sondern eine Aufgabe, die auf Knopfdruck passieren könnte und immer für die nötige Gebäudesicherheit sorgen würde," so Niclas Schwinke, Projektleiter Architektur und BIM-Verantwortlicher bei der Hinterschwepfinger Projekt GmbH.

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