Kippt der Wohnungsmarkt?

Neubau derzeit unwirtschaftlich

Mittwoch, 15.02.2023

Krasser Mangel an Wohnungen wird noch lange anhalten, befürchten Branchenverbände.

„Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist der Neubau von Wohnungen vollkommen unwirtschaftlich!“ Dieses ernüchternde Statement stammt von Dirk Salewski, dem Präsidenten des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Die Mitgliedsunternehmen des Verbandes stehen für rund 50 Prozent des Wohnungsneubaus in Deutschland. Laut Salewski zeige eine Umfrage: „Alle (Neubau-)Projekte liegen auf Eis. Es werden keine Anträge mehr gestellt, weil niemand mehr bauen kann. Es rechnet sich schlicht nicht, der Kipppunkt ist erreicht.“

Tatsächlich wird die Wohnungswirtschaft knapp ein Drittel weniger Wohnungen bauen als ursprünglich geplant. Und das nicht nur in diesem, sondern ebenfalls im nächsten Jahr. Das sagt der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). Im sozialen Wohnungsbau – wo gerade besonders hoher Bedarf besteht – werden 20 Prozent der ursprünglich für 2023 und 2024 geplanten Wohneinheiten nicht mehr realisierbar sein. Zudem dauert es inzwischen fünf Jahre (!) von der Projektierung bis zur Fertigstellung von Bauvorhaben im bezahlbaren und sozialen Segment. 2015 waren das noch zweieinhalb Jahre. Dem von den Branchengrößen Vonovia und LEG ausgerufenen "Baustreik" scheinen sich die mittleren und kleinen Wohnungsunternehmen anzuschließen …

Bild zeigt fertiggestellten Wohnungsneubau
Quelle: Mitsubishi Electric
Fünf lange Jahre dauert es inzwischen von der ersten Planung bis zur Fertigstellung eines Wohnprojektes.

Dringend gesucht: 700.000 Wohnungen!

Und das bei einem bundesweiten Defizit von aktuell rund 700.000 Wohnungen, wie das Pestel-Institut schätzt. Das ist nahezu das Dreifache dessen, was an Wohnungen derzeit jährlich realisiert wird. So sind im letzten Jahr schätzungsweise lediglich rund 250.000 Wohnungen gebaut worden – weit entfernt vom Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 Wohnungen fertigzustellen. Der Chef des Pestel-Instituts, Matthias Günther, wagt einen Blick in die Kristallkugel: „Es wäre illusorisch zu glauben, dass in ein paar Jahren erheblich weniger Menschen in Deutschland leben werden als heute. Ich sehe weder Anzeichen für ein Abflauen der Zuwanderung noch einen Hinweis darauf, dass Menschen in großem Stil wieder aus Deutschland wegziehen. Die Gesellschaft wird auf nicht absehbare Zeit mit dem Wohnungsdefizit umgehen müssen.“

Zur Lösung der Wohnungsnot unterbreitet Günther einen brisanten Vorschlag. Menschen, die besonders viel Wohnraum belegen, sollen entsprechend belangt werden: „Wer auf besonders vielen Quadratmetern wohnt, sollte auch mehr Steuern zahlen müssen.“

Ein Blick auf die Wohnungsinserate auf dem Internetportal von ImmoScout24 macht deutlich, wie stark Wohnungen inzwischen nachgefragt werden. In Berlin beispielsweise melden sich 139 Interessierte auf eine Anzeige – durchschnittlich wohlgemerkt ... In anderen deutschen Metropolen ist das nicht ganz so gravierend: In München sind es 63 Bewerber, in Köln 60, in Düsseldorf 37 und in Frankfurt „nur“ 18.

Das SanitärJournal wird in Kürze berichten, mit welchen Strategien und Forderungen die Verbände der gravierenden Wohnungsnot begegnen wollen.

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