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Bauphysik

Integrale Planung ist Brandschutz von Anfang an!

Dienstag, 15.08.2017

Die Grafik veranschaulicht die stufenweise Planung.
Quelle: Michael Hamacher
Bei der stufenweisen oder linearen Planung erfolgt die Bearbeitung der einzelnen Planungsschritte bzw. der einzelnen Fachplanungen nacheinander nach weitgehender Fertigstellung des vorherigen Planungsschritts. Ausgehend vom ermittelten Bedarf, also der vorgegebenen Funktion des Gebäudes, erfolgt zunächst die Planung des Architekten. Auf diese Planungsvorgabe wiederum satteln die nächsten Planungsbeteiligten auf. Hat dabei die vorausgehende Planungsstufe zur Folge, dass die nachfolgende Stufe nicht abschließend bearbeitet werden kann oder zu einem unwirtschaftlichen Ergebnis führt, erfolgt die Rückmeldung an die vorangestellten Planungsbeteiligten, die dann ihre Planung entsprechend anpassen müssen. Hierbei hat eine Anpassung oftmals Auswirkungen auf alle vorausgegangenen Planungsstufen. Im Fall der Brandschutzplanung hat dies oft gravierende Auswirkungen, da die Brandschutzplanung bei der stufenweisen Planung meist zu einem späten Zeitpunkt im Planungsprozess erfolgt, in wesentlichen Teilen durch rechtliche Vorgaben eingeschränkt ist, aber Auswirkungen auf nahezu alle vorausgegangenen Planungsstufen hat. Dieser Planungsablauf ist bei Vorliegen solcher Rückwirkungen auf die Vorstufen äußerst zeit- und kostenintensiv und insgesamt aufgrund der Struktur äußerst fehlerträchtig.

Die Grafik illustriert den Prozess der parallelen Planung.
Quelle: Michael Hamacher
Im Zentrum des parallelen Planungsablaufs steht die Architektur in Abhängigkeit von der vorgegebenen Funktion. Alle Planungsstufen werden zeitgleich bearbeitet, wobei der Informationsfluss grundsätzlich über den Architekten als Knotenpunkt des gesamten Planungsprozesses läuft. Aufgrund der parallelen, also zeitgleichen Planung bietet dieser Planungsansatz einen erheblichen Zeitvorteil gegenüber der stufenweisen Planung. Darüber hinaus erfolgt die Rückmeldung bei möglichen Planungskollisionen zeitnah an den Architekten, der unmittelbar eine Überprüfung und ggf. Anpassung der Planung bei den anderen Projektbeteiligten veranlassen kann. Allerdings ist dieser Planungsablauf mit einem hohen Aufwand bei der Architektur verbunden und erfordert eine hohe Disziplin bei der Bearbeitung des Informationsfl usses, so dass ein Großteil des Zeitaufwands des Architekten nicht auf die Planungsleistung, sondern auf die Koordination entfällt. Aufgrund der Struktur dieses Planungsprozesses ist auch dieser Ablauf äußerst fehlerträchtig, da die beteiligten Planer nur mittelbar kommunizieren und eine Problemlösung nicht im Team, sondern im Ping-Pong-Verfahren erfolgt. Zu einer gemeinsamen Lösungssuche im gesamten Team kommt es in der Regel nur dann, wenn durch Beibehaltung der parallelen Struktur kein Konsens erzielt werden konnte.

Die Grafik veranschaulicht den Prozess der integralen Planung.
Quelle: Michael Hamacher
Bei dem integralen Planungsprozess erfolgt, wie beim parallelen Planungsprozess, eine zeitgleiche Bearbeitung des Projekts durch alle Planungsbeteiligten. Gegenüber der parallelen Planung sind hier alle Planungsbeteiligten einschließlich des funktionsvorgebenden Bauherrn miteinander vernetzt, so dass Planungseinflüsse aus fremden Disziplinen durch die einzelnen Planer unmittelbar erkannt und im Gegenzug Rückwirkungen aus der eigenen Planung unmittelbar allen Planungsbeteiligten zugänglich gemacht werden können. Hierdurch ist sichergestellt, dass die grundsätzlichen Planungen aufeinander abgestimmt sind und Problemlösungen deutlich schneller erzielt werden können, woraus schließlich ein deutlicher Zeit- und Kostenvorteil gegenüber der parallelen, vor allem aber der stufenweisen Planungsprozesse folgt. Entscheidend bei diesem Planungsprozess ist die frühzeitige und vollständige Bildung des Planungsteams sowie der zeitgleiche Aufbau des Kommunikationsnetzes. Hieraus ergeben sich für alle Planungsbeteiligten, insbesondere aber für den Bauherrn als Auftraggeber der zu erarbeitenden Planungsleistung, deutlich größere Gestaltungsspielräume und flexiblere Planungsansätze. Zu guter Letzt stehen für die eigentliche Projektbearbeitung, auf Grund der optimierten Kommunikation, bei jedem Beteiligten deutlich mehr Ressourcen zur Verfügung.

Von Michael Hamacher
Ingenieur für Gefahrenabwehr, baulichen Brandschutz und Sicherheit; staatlich anerkannter Sachverständiger für die Prüfung des Brandschutzes - Hamacher & Schmidt Ingenieurpartnerschaft für Brandschutz
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