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BIM

BIM in Lehre und Praxis

Mittwoch, 24.07.2019

Stichwort "Modellierung und Datenmanagement" bei BIM: Was muss ein Büro hier erfüllen, um am Markt erfolgreich (weiter) bestehen zu können?

Für die tägliche Arbeit sind – neben dem Datenaustausch zwischen den Beteiligten – der stringente Aufbau und die kontinuierliche Pflege von Datenbanken sehr wichtig. Letztere sind meist cloudbasiert, um die Datenmengen beherrschen zu können. Pflichtmodul 2 "BIM Modellierung und Datenmanagement" des VDI-Zertifikatslehrgangs setzt sich dazu mit den Gebäudemodellen auseinander, den Darstellungsarten, der Nutzung in den Lebenszyklusphasen, den Anforderungen und dem Aufbau von zentralen BIM-Modellen sowie dem Einbinden von Fachmodellen. Ferner geht es um die Verfügbarkeit von Produktdaten, ihr Einbinden in das Gebäudemodell sowie den erforderlichen Detaillierungsgrad und Informationsgehalt. Außerdem bietet das Pflichtmodul eine Übersicht zu gängigen, deutsch-sprachigen BIM-Softwarelösungen und gewerkespezifischer Software für Fachmodelle. In einem Workshopteil arbeiten die Besucher des Zertifikatslehrgangs dann selbst mit einer "BIM-Software" (DDS-CAD).

Welche BIM-Level ein Büro erfüllen muss/kann, hängt in erster Linie von den Projekten, der Struktur im Büro und dem Geschäftsmodell ab. Im internationalen Umfeld werden drei Ebenen (Level 1 bis 3) von erweiterten Funktionen unterschieden, wobei Level 0 den konventionellen Prozess darstellt. Er genügt für kleinere Vorhaben, wie dem Umbau eines Einfamilienhauses.

Level 3 beschreibt hingegen das volle Programm, das sich beispielsweise für Gewerbebauten rentiert: Objektspezifische Prozesse können über den gesamten Lebenszyklus bereits während der Planungs- und Bauphase starten, wenn die vorgeschriebenen Dokumente intelligent mit dem BIM-Modell verknüpft sind. Folglich entfällt für die am Bau Beteiligten dann die bisher lästige Pflicht, diese Unterlagen später für den Bauherren speziell aufbereiten und prüfen zu müssen.

Die Grafik zeigt die verschiedenen BIM-Ebenen.
Quelle: Prof. Dr. Christian Fieberg, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen
Die verschiedenen Ebenen: "Level 3" stellt die höchste Ausbaustufe dar, da sich die Methodik hier über den gesamten Gebäudelebenszyklus erstreckt.

Welche Vorteile sind bei der Nutzung von BIM für den Lebenszyklus eines Gebäudes zu erwarten? Welche zusätzlichen Services können Büros hier bieten?

Durch die Bereitstellung eines "digitalen Zwillings" sind Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen in die Planung integrierbar: So können Bauherren beispielsweise am 3D-Modell verschiedene Gestaltungsvarianten begutachten. Änderungen in diesen frühen Phasen beeinflussen dann nicht den Bauablauf und können zeitig berücksichtigt werden.

Auch Simulationen und Vorkalkulationen von Betriebs- und Lebenszykluskosten lassen sich bereits in der Planungsphase realisieren. Mengenermittlungen und Leistungsverzeichnisse für Ausschreibungen sind damit ebenso möglich, wie die automatische Weiterführung einer Mängelliste und die Gewährleistungsverfolgung.

Gut dokumentierte Gebäude und Baustellen sorgen für einen reibungslosen und effizienten Betrieb: Regelmäßige Inspektionen und Wartungen lassen sich genauer steuern und Modernisierungen können leichter und schneller durchgeführt werden, wenn die genaue Lage eines Teils und des dort verwendeten Materials bekannt sind. Dies sind alles Themen im Pflichtmodul 3 "BIM Nutzung im Lebenszyklus".

Last but not least: Was ist für ein reibungsfreies Projektmanagement wichtig?

Im kleinsten Fall entsteht mit BIM ein 3D-Gebäudemodell mit weiterführenden Daten zu den modellierten Teilen und Komponenten. Wenn die Daten so aufbereitet werden, dass eine einfache Mengenermittlung möglich ist, spricht man bereits von 4D-BIM. Wird der Datensatz auch zur Kostenermittlung genutzt, erhält man 5D-BIM. So lässt sich ein BIM-Projekt erweitern.

Dies setzt voraus, dass alle Beteiligen in ihren Fachmodellen arbeiten, die letztlich zu dem sogenannten Koordinationsmodell führen. Die dazugehörigen Abstimmungen übernimmt der jeweilige BIM-Koordinator/-Manager. Ein Fachplaner muss daher in der Lage sein, seine Fachmodelle und Entwürfe in das Koordinations-/Gesamtmodell einzupflegen. Dafür erhält er Zugriff auf den Planungsstand der anderen Gewerke und kann so Kollisionen vorbeugen.

Dementsprechend setzt sich das Pflichtmodul 4 "BIM-Projektmanagement" mit den BIM-Dimensionen, den Frage-stellungen einer Integralen Planung und Kooperation auseinander. Dazu gehört auch die HOAI. Ihr zwingendes Preisrecht findet Anwendung, wenn herkömmliche Grundleistungen mit der BIM-Methode erbracht werden. Darüber hinausgehende, zusätzliche BIM-spezifische Leistungen können als "Besondere Leistungen" für alle Leistungsphasen frei vereinbart und vergütet werden. Ferner gilt: Ohne Regeln für die Datenhoheit, Vertraulichkeit, Zugriffsrechte und den Datenschutz kann kein BIM-Planervertrag geschlossen werden.

Um in die abgestimmte, modellbasierte Arbeitsweise hineinwachsen zu können, sind Grundlagen des Projektmanagements Teil des Pflichtmoduls, also Zeit- und Kostenplanung, Massenauszüge und Stücklisten sowie der jeweils von den Beteiligten benötigte Informationsgehalt. Ebenso erleichtern Hilfsmittel in Form von Spielregeln, Projektplan, Checklisten und Vorlagen eine verbindliche Kooperation. Wichtig dabei: Auch bei BIM haftet jeder Beteiligte nur für seine eigenen Leistungen.

Prof. Fieberg, wir danken Ihnen für dieses konstruktive Gespräch!

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